von Katarina Ke » 06.12.2014, 18:06
In der ersten Hälfte des Jahres 1944 hätte es vielleicht militärische Alternativen gegeben.
Die deutsche Führung hatte im November 1943 (Weisung Nr. 51 des Oberkommandos der Wehrmacht) angeordnet, den Schwerpunkt der deutschen Strategie auf den Westen zu verlegen. Hitler und seine militärischen Berater rechneten dort mit einer alliierten Landung.
Im November 1943 konnte die Wehrmacht an allen Fronten nur noch reagieren. Der Wehrmachtführungsstab schlug im Januar 1944 einen strategischen Rückzug im Osten vor: Die deutschen Truppen sollten auf die kürzeste Linie zwischen der Oststee und dem Schwarzen Meer zurückgehen. Dadurch hätten ca. 20 Divisionen als strategische Reserve zur Verfügung gestanden.
Hitler lehnte den Plan ab, weil er der Meinung war, das Ostheer müsse um jeden Fußbreit Boden kämpfen; dass die rechtzeitige Räumung überdehnter Frontlinien sinnvoller gewesen wäre, tat er als Geschwätz ab.
In den ersten Monaten gelang es dennoch, die Schlagkraft des Westheeres zu erhöhen. Neue Divisionen wurden nach Frankreich verlegt. Mit Generalfeldmarschall Rommel als Befehlshaber der neu geschaffenen Heeresgruppe B in Nordfrankreich stand auch ein tatkräftiger und energischer Kommandeur zur Verfügung. Der Oberbefehlshaber West, Generalfeldmarschall von Rundstedt, glaubte nicht mehr an einen Abwehrerfolg. Rommel äußerte sich auch skeptisch, hatte aber noch nicht resigniert wie von Rundstedt.
Die alliierte Invasion begann am 06. Juni 1944 in der Normandie. Nach drei Tagen war klar, dass man den Brückenkopf nicht mehr mit einem Gegenstoß beseitigen konnte.
Am 22. Juni 1944 begann die Rote Armee ihre Sommeroffensive und vernichtete bis Ende Juni 1944 die Heeresgruppe Mitte. Dass die Ostfront im Sommer überhaupt noch einmal stabilisiert werden konnte lag daran, dass die Rote Armee im August ihre Nachschublinien überdehnt hatte und die Wehrmacht 'vor Ort', also auf taktischer Ebene, den Russen noch immer überlegen war.
Der Luftkrieg war für die Deutschen ebenfalls verloren; die Alliierten besaßen die Luftherrschaft. Den U-Bootkrieg hatten Engländer und Amerikaner gewonnen.
Fazit: Auch ein gelungenes Attentat am 20. Juli 1944 hätte an der Besetzung des Reiches nichts geändert. Ab Juli 1944 hätte Deutschland wie im November 1918 kapitulieren müssen. Aber weder Hitler noch die Militärs wollten einen "zweiten November 1918".
Der Kieler Historiker Michael Salewski hat Mitte der siebziger Jahre in seinen Arbeiten über die deutsche Seekriegsleitung überzeugend dargelegt, dass die militärische Führung des Reiches in der neuen Bedrohung durch eine Invasion eher eine Chance als eine neue Gefahr sah. Das mag paradox klingen, aber wenn überhaupt, dann hätte die Abwehr der Invasion noch Chancen für eine militärisch-politische Lösung eröffnet.
Ob die Alliierten dann ihre Forderung nach bedingungsloser Kapitulation überdacht hätten? Ob Hitler von seiner sozialdarwinistischen Sicht des Krieges ("Sieg oder Untergang") abgewichen wäre?
Darüber kann man nur mutmaßen. Eine wissenschaftlich vertretbare Antwort ist in meinen Augen nicht möglich.
In der ersten Hälfte des Jahres 1944 hätte es vielleicht militärische Alternativen gegeben.
Die deutsche Führung hatte im November 1943 (Weisung Nr. 51 des Oberkommandos der Wehrmacht) angeordnet, den Schwerpunkt der deutschen Strategie auf den Westen zu verlegen. Hitler und seine militärischen Berater rechneten dort mit einer alliierten Landung.
Im November 1943 konnte die Wehrmacht an allen Fronten nur noch reagieren. Der Wehrmachtführungsstab schlug im Januar 1944 einen strategischen Rückzug im Osten vor: Die deutschen Truppen sollten auf die kürzeste Linie zwischen der Oststee und dem Schwarzen Meer zurückgehen. Dadurch hätten ca. 20 Divisionen als strategische Reserve zur Verfügung gestanden.
Hitler lehnte den Plan ab, weil er der Meinung war, das Ostheer müsse um jeden Fußbreit Boden kämpfen; dass die rechtzeitige Räumung überdehnter Frontlinien sinnvoller gewesen wäre, tat er als Geschwätz ab.
In den ersten Monaten gelang es dennoch, die Schlagkraft des Westheeres zu erhöhen. Neue Divisionen wurden nach Frankreich verlegt. Mit Generalfeldmarschall Rommel als Befehlshaber der neu geschaffenen Heeresgruppe B in Nordfrankreich stand auch ein tatkräftiger und energischer Kommandeur zur Verfügung. Der Oberbefehlshaber West, Generalfeldmarschall von Rundstedt, glaubte nicht mehr an einen Abwehrerfolg. Rommel äußerte sich auch skeptisch, hatte aber noch nicht resigniert wie von Rundstedt.
Die alliierte Invasion begann am 06. Juni 1944 in der Normandie. Nach drei Tagen war klar, dass man den Brückenkopf nicht mehr mit einem Gegenstoß beseitigen konnte.
Am 22. Juni 1944 begann die Rote Armee ihre Sommeroffensive und vernichtete bis Ende Juni 1944 die Heeresgruppe Mitte. Dass die Ostfront im Sommer überhaupt noch einmal stabilisiert werden konnte lag daran, dass die Rote Armee im August ihre Nachschublinien überdehnt hatte und die Wehrmacht 'vor Ort', also auf taktischer Ebene, den Russen noch immer überlegen war.
Der Luftkrieg war für die Deutschen ebenfalls verloren; die Alliierten besaßen die Luftherrschaft. Den U-Bootkrieg hatten Engländer und Amerikaner gewonnen.
Fazit: Auch ein gelungenes Attentat am 20. Juli 1944 hätte an der Besetzung des Reiches nichts geändert. Ab Juli 1944 hätte Deutschland wie im November 1918 kapitulieren müssen. Aber weder Hitler noch die Militärs wollten einen "zweiten November 1918".
Der Kieler Historiker Michael Salewski hat Mitte der siebziger Jahre in seinen Arbeiten über die deutsche Seekriegsleitung überzeugend dargelegt, dass die militärische Führung des Reiches in der neuen Bedrohung durch eine Invasion eher eine Chance als eine neue Gefahr sah. Das mag paradox klingen, aber wenn überhaupt, dann hätte die Abwehr der Invasion noch Chancen für eine militärisch-politische Lösung eröffnet.
Ob die Alliierten dann ihre Forderung nach bedingungsloser Kapitulation überdacht hätten? Ob Hitler von seiner sozialdarwinistischen Sicht des Krieges ("Sieg oder Untergang") abgewichen wäre?
Darüber kann man nur mutmaßen. Eine wissenschaftlich vertretbare Antwort ist in meinen Augen nicht möglich.