von ehemaliger Autor K. » 02.07.2014, 11:49
Lia hat geschrieben:Zurück zum 1. Weltkrieg:
Ohne Anspruch auf hehre Wissenschaftlichkeit, in einigen Punkten aber doch die Stimmung auffangend, eine Serie im SHZ.
So einige Informationen und Beobachtungen sind imho lesenswert.
http://www.shz.de/nachrichten/deutschla ... 21161.html
Endlich findet jemand wieder zum Thema zurück. Ich hatte es schon fast aufgegeben, aber es ist wohl schwierig, nicht abzuschweifen. In der Schule heißt das ja wohl bei euch: Thema verfehlt!
Wer überhaupt nicht vom Islam lassen kann, sollte dann aber einen Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg herstellen.
Gut geeignet ist hierfür das Buch von“ Lawrence, Die sieben Säulen der Weisheit“, die Autobiographie des britischen Offiziers, der damals den Aufstand der Araber gegen die Türken organisierte. Übernommen hat er diesen Titel aus dem Alten Testament. Salomons Tempel war angeblich auf den sieben Säulen der Weisheit errichtet worden. „Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen“, Sprüche Salomo, 9,1 .
Lawrence vermittelt einen guten Einblick in die Denkweise der Wüstenbewohner und passt sich ihren Sitten an. Als ein Marokkaner aus seiner Gruppe den Angehörigen eines anderen Stammes tötet, fordern diese Genugtuung. Um eine langwierige Blutrache zu vermeiden, erschießt Lawrence den Marokkaner selbst. Diese Tat stößt auf allgemeine Zustimmung und er steigt in der Achtung der Araber.
Das Buch ist interessant zu lesen und man bekommt einen guten Eindruck von der Welt des Nahen Ostens im Ersten Weltkrieg.
Mich fasziniert vor allem die Sprachgewalt von Lawrence. Er kann unglaublich gut schreiben. Hier eine kleine Kostprobe aus seinem Buch. Es geht um die Mentalität der Beduinen:
„
Der Beduine vermochte nicht Gott in sich zu suchen, er war gewiss, das er in Gott war. Er konnte nicht fassen, dass Gott irgendetwas war oder nicht war. Nur Er allein war groß, dennoch war etwas Heimisches, etwas Alltägliches um Gott der Natur Arabiens. Er war in ihrer Nahrung, ihren Kämpfen, ihren Begierden, war der allerhäufigste ihrer Gedanken, ihr vertrauter Helfer und Gefährte, in gewisser Weise unvorstellbar für jene, denen Gott so kunstvoll verschleiert ist aus Verzweiflung über ihre fleischliche Unwürdigkeit oder durch die Äußerlichkeiten der formalen Verehrung. Die Araber sahen keine Widersinnigkeit darin, Gott mit ihren Schwächen und Gelüsten niedrigster Art in Verbindung zu bringen. Er war das Gebräuchlichste ihrer Wörter und wir haben in der Tat viel an Beredsamkeit eingebüßt, dass wir ihn mit dem kürzesten und unschönsten unserer Einsilber benennen.
Der Glaube in der Wüste scheint unausdenkbar in Worten und ist auch nicht in Gedanken zu fassen. Man unterliegt leicht seinem Einfluss; und wer lange genug in der Wüste lebte, um ihrer endlosen Weite und Leere nicht mehr bewusst zu werden, der wurde unweigerlich auf Gott zurückgeworfen als einzige Zuflucht und Rhythmus des Seins. Der Beduine mochte nominell ein Sunnit, ein Wahhabit oder sonst irgendetwas in der semitischen Sphäre sein; aber das hatte für ihn kein Gewicht. Jeder einzelne Nomade hatte seine offenbarte Religion, nicht erfahren oder überliefert oder kund getan, aber instinktiv in sich selbst; und so betonen alle semitischen Glaubenslehren, die zu uns kamen, die Leere der Welt und die Fülle Gottes; und ihre äußere Gestalt erfolgte auch entsprechend den Anlagen und Lebensumständen der Gläubigen.“
(Lawrence, die sieben Säulen er Weisheit, Halle 1926, S. 185)
[quote="Lia"]Zurück zum 1. Weltkrieg:
Ohne Anspruch auf hehre Wissenschaftlichkeit, in einigen Punkten aber doch die Stimmung auffangend, eine Serie im SHZ.
So einige Informationen und Beobachtungen sind imho lesenswert.
http://www.shz.de/nachrichten/deutschland-welt/panorama/kieler-woche-1914-der-kaiser-reist-ueberstuerzt-ab-id7021161.html[/quote]
Endlich findet jemand wieder zum Thema zurück. Ich hatte es schon fast aufgegeben, aber es ist wohl schwierig, nicht abzuschweifen. In der Schule heißt das ja wohl bei euch: Thema verfehlt!
Wer überhaupt nicht vom Islam lassen kann, sollte dann aber einen Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg herstellen.
Gut geeignet ist hierfür das Buch von“ Lawrence, Die sieben Säulen der Weisheit“, die Autobiographie des britischen Offiziers, der damals den Aufstand der Araber gegen die Türken organisierte. Übernommen hat er diesen Titel aus dem Alten Testament. Salomons Tempel war angeblich auf den sieben Säulen der Weisheit errichtet worden. „Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen“, Sprüche Salomo, 9,1 .
Lawrence vermittelt einen guten Einblick in die Denkweise der Wüstenbewohner und passt sich ihren Sitten an. Als ein Marokkaner aus seiner Gruppe den Angehörigen eines anderen Stammes tötet, fordern diese Genugtuung. Um eine langwierige Blutrache zu vermeiden, erschießt Lawrence den Marokkaner selbst. Diese Tat stößt auf allgemeine Zustimmung und er steigt in der Achtung der Araber.
Das Buch ist interessant zu lesen und man bekommt einen guten Eindruck von der Welt des Nahen Ostens im Ersten Weltkrieg.
Mich fasziniert vor allem die Sprachgewalt von Lawrence. Er kann unglaublich gut schreiben. Hier eine kleine Kostprobe aus seinem Buch. Es geht um die Mentalität der Beduinen:
„[i]Der Beduine vermochte nicht Gott in sich zu suchen, er war gewiss, das er in Gott war. Er konnte nicht fassen, dass Gott irgendetwas war oder nicht war. Nur Er allein war groß, dennoch war etwas Heimisches, etwas Alltägliches um Gott der Natur Arabiens. Er war in ihrer Nahrung, ihren Kämpfen, ihren Begierden, war der allerhäufigste ihrer Gedanken, ihr vertrauter Helfer und Gefährte, in gewisser Weise unvorstellbar für jene, denen Gott so kunstvoll verschleiert ist aus Verzweiflung über ihre fleischliche Unwürdigkeit oder durch die Äußerlichkeiten der formalen Verehrung. Die Araber sahen keine Widersinnigkeit darin, Gott mit ihren Schwächen und Gelüsten niedrigster Art in Verbindung zu bringen. Er war das Gebräuchlichste ihrer Wörter und wir haben in der Tat viel an Beredsamkeit eingebüßt, dass wir ihn mit dem kürzesten und unschönsten unserer Einsilber benennen.
Der Glaube in der Wüste scheint unausdenkbar in Worten und ist auch nicht in Gedanken zu fassen. Man unterliegt leicht seinem Einfluss; und wer lange genug in der Wüste lebte, um ihrer endlosen Weite und Leere nicht mehr bewusst zu werden, der wurde unweigerlich auf Gott zurückgeworfen als einzige Zuflucht und Rhythmus des Seins. Der Beduine mochte nominell ein Sunnit, ein Wahhabit oder sonst irgendetwas in der semitischen Sphäre sein; aber das hatte für ihn kein Gewicht. Jeder einzelne Nomade hatte seine offenbarte Religion, nicht erfahren oder überliefert oder kund getan, aber instinktiv in sich selbst; und so betonen alle semitischen Glaubenslehren, die zu uns kamen, die Leere der Welt und die Fülle Gottes; und ihre äußere Gestalt erfolgte auch entsprechend den Anlagen und Lebensumständen der Gläubigen.“[/i]
(Lawrence, die sieben Säulen er Weisheit, Halle 1926, S. 185)