Karlheinz hat geschrieben:Princip war ein junger Idealist, der glaubte, einen gerechten Tyrannenmord zu begehen. Damit steht er durchaus in der christlichen Tradition, die Tyrannenmord als gerechtfertigt ansieht, wenn: Erstens: Der Herrscher die bestehende Ordnung außer Kraft setzt, die eigenen Bürger nicht mehr vor Gewalt schützt und zweitens: Wenn er die Macht als Usurpator gewaltsam an sich reißt. Wenn alle friedlichen Mittel ausgeschöpft sind, sehen beispielsweise sowohl Thomas von Aquin oder Luther den Tyrannenmord als legitim an.
...
Kann man in Bosnien aber nicht völlig leugnen.
Oesterreich war weder legaler Herrscher,
noch in der Lage, seine Einwohner vor Tyrannei und Krieg zu beschützen.
Auch wenn's in Transleithanien teilweise noch schlimmer aussah.
Karlheinz hat geschrieben:
...
Es ist natürlich die Frage, ob man Ferdinand in diesem Sinne als Tyrannen ansehen kann. Die Gruppe um Princip wollte keinen Weltkrieg auslösen, sondern durch gezielte Attentate Österreich aus Bosnien vertreiben, denn die Habsburger erschienen als eine fremde Besatzungsmacht. Wäre das ohne den Weltkrieg gelungen, würde Princip wohl ohne große Diskussion als ein Freiheitskämpfer in die Geschichte eingegangen sein. So aber erscheint er in einem fragwürdigen Licht.
...
Das klingt aber scho a bisserl so, als sei Princip der Grund für WWI.
Karlheinz hat geschrieben:
...
Er sah sich in der Tradition der Anarchisten in Russland und kämpfte für idealistische Ziele. Die Hintermänner allerdings, die Organisation „Schwarze Hand“ bestand aus serbischen Offizieren, die vor allem großserbische Ziele vertraten und ideologisch wohl solchen heutigen Politikern wie Milošević, Mladic und Karadžić nahe standen. In der Organisation, der Princip angehörte die „Serbisch-kroatisch Fortschrittsorganisation“, strebte man allerdings einen Zusammenschluss aller Südslawen an ohne serbische Dominanz. Diesen Iden stand Princip wohl näher als den serbischen Großmachtträumern.
...
Ich denke auch nicht, wie Marek weiter oben, dass Jugoslawien oder auch Serbien heut dasteht, wo es 1914 war, nämlich am Abgrund bzw. als failed state.
Jugoslawien war eigentlich kein Misserfolg, weder in Idee noch in Umsetzung;
richtig schlimm bzw. verheerend war auch nicht die bananenrep.... ähm ich mein balkanmonarchische Chaosherrschaft der Zwischenkriegszeit,
sondern WWII, deutsche Besetzung, Ustascha, faktisch Bürgerkrieg, Vertreibungen danach usw. Das ist der Schatten, der bis 1989 reicht und wiederauflebt. Trotzdem hätte das Ding dann nicht in die Hose gehen müssen.
Serbien steht aber heut gar nicht schlecht da. Ein bisschen die Muster-Demokratie des Balkans und aussichtsreicher EU-Beitrittskandidat.
Karlheinz hat geschrieben:
...
Man muss ihm wohl nicht unbedingt ein Denkmal setzen, aber auch nicht verdammen. Den Weltkrieg hat er nicht verursacht, das haben Politiker gemacht, die einen Vorwand für einen Krieg suchten und da kam ihnen dieses Attentat gerade recht. Wäre es nicht Sarajewo gewesen, man hätte auch anderen Grund gefunden.
Eben.
LG
[quote="Karlheinz"]Princip war ein junger Idealist, der glaubte, einen gerechten Tyrannenmord zu begehen. Damit steht er durchaus in der christlichen Tradition, die Tyrannenmord als gerechtfertigt ansieht, wenn: Erstens: Der Herrscher die bestehende Ordnung außer Kraft setzt, die eigenen Bürger nicht mehr vor Gewalt schützt und zweitens: Wenn er die Macht als Usurpator gewaltsam an sich reißt. Wenn alle friedlichen Mittel ausgeschöpft sind, sehen beispielsweise sowohl Thomas von Aquin oder Luther den Tyrannenmord als legitim an.
...[/quote]
Kann man in Bosnien aber nicht völlig leugnen.
Oesterreich war weder legaler Herrscher,
noch in der Lage, seine Einwohner vor Tyrannei und Krieg zu beschützen.
Auch wenn's in Transleithanien teilweise noch schlimmer aussah.
[quote="Karlheinz"]
...
Es ist natürlich die Frage, ob man Ferdinand in diesem Sinne als Tyrannen ansehen kann. Die Gruppe um Princip wollte keinen Weltkrieg auslösen, sondern durch gezielte Attentate Österreich aus Bosnien vertreiben, denn die Habsburger erschienen als eine fremde Besatzungsmacht. Wäre das ohne den Weltkrieg gelungen, würde Princip wohl ohne große Diskussion als ein Freiheitskämpfer in die Geschichte eingegangen sein. So aber erscheint er in einem fragwürdigen Licht.
...[/quote]
Das klingt aber scho a bisserl so, als sei Princip der Grund für WWI.
[quote="Karlheinz"]
...
Er sah sich in der Tradition der Anarchisten in Russland und kämpfte für idealistische Ziele. Die Hintermänner allerdings, die Organisation „Schwarze Hand“ bestand aus serbischen Offizieren, die vor allem großserbische Ziele vertraten und ideologisch wohl solchen heutigen Politikern wie Milošević, Mladic und Karadžić nahe standen. In der Organisation, der Princip angehörte die „Serbisch-kroatisch Fortschrittsorganisation“, strebte man allerdings einen Zusammenschluss aller Südslawen an ohne serbische Dominanz. Diesen Iden stand Princip wohl näher als den serbischen Großmachtträumern.
...[/quote]
Ich denke auch nicht, wie Marek weiter oben, dass Jugoslawien oder auch Serbien heut dasteht, wo es 1914 war, nämlich am Abgrund bzw. als failed state.
Jugoslawien war eigentlich kein Misserfolg, weder in Idee noch in Umsetzung;
richtig schlimm bzw. verheerend war auch nicht die bananenrep.... ähm ich mein balkanmonarchische Chaosherrschaft der Zwischenkriegszeit,
sondern WWII, deutsche Besetzung, Ustascha, faktisch Bürgerkrieg, Vertreibungen danach usw. Das ist der Schatten, der bis 1989 reicht und wiederauflebt. Trotzdem hätte das Ding dann nicht in die Hose gehen müssen.
Serbien steht aber heut gar nicht schlecht da. Ein bisschen die Muster-Demokratie des Balkans und aussichtsreicher EU-Beitrittskandidat.
[quote="Karlheinz"]
...
Man muss ihm wohl nicht unbedingt ein Denkmal setzen, aber auch nicht verdammen. Den Weltkrieg hat er nicht verursacht, das haben Politiker gemacht, die einen Vorwand für einen Krieg suchten und da kam ihnen dieses Attentat gerade recht. Wäre es nicht Sarajewo gewesen, man hätte auch anderen Grund gefunden.[/quote]
Eben.
LG