von ehemaliger Autor K. » 02.06.2014, 13:15
Das Hauptproblem ist hier ja: wie kann ich den Imperialismus des 19.Jahrhunderts analytisch trennen von früheren Expansionsbestrebungen, also was unterschied die Expansion der Assyrer, Römer, Alexander dem Großen, Karl dem Großen, Pizarro, Cortes usw. von Cecil Rhodes oder Wilhelm II?
Die Theoretiker des Neoevolutionismus, K. Ekholm und J. Friedman, definieren Imperialismus ganz allgemein: Imperien entstehen dann, wenn der Differenzierungsrozeß innerhalb eines größeren Austauschzusammenhangs so weit fortgeschritten ist, das mehrere regionale Zentren um die Kontrolle konkurrieren und
1. Das materielle, kulturelle und politische Niveau des Zentrums abhängig wird von dem Zugang zu einem Ressourcenpotential auf einem Gebiet, welches sich zumindest teilweise außerhalb des Zentrums befindet.
2. Das die Kontrolle über diese Potentiale nur durch den Einsatz politischer Mittel möglich ist, um die abhängigen Gebiet direkt oder indirekt zu kontrollieren.
Ergo definieren sie Imperium als Organisationsform, um eine Gliederung in Zentrum und Peripherie innerhalb eines bereits existierenden größeren ökonomischen Netzwerkes aufrechtzuerhalten oder zu organisieren. Es ist ein politischer Versuch, die supralokalen Bedingungen der lokalen Reproduktion zu kontrollieren. (Breuer, Imperien der Alten Welt, 1987,S.10)
Um frühere Imperien von späteren zu unterscheiden, bietet sich an:
1. Was waren die die jeweiligen Ursachen für die Expansion?
2. Welches waren die Trägerschichten der Expansion?
Beim Imperialismus des 19.Jahrhunderts wird als Erklärung angeboten: Im Gegensatz zu früheren Imperien handelt es sich nicht um die Expansion einer feudalen Oberschicht wie im Mittelalter oder eines kriegerischen Reitervolkes wie bei den Mongolen oder Türken und nicht primär um die Erpressung von Tributen oder den Gewinn von Land, um Grundrente zu kassieren.
Sondern: Die Expansion ging von einem nationalstaatlich organisierten Bürgertum aus, meist im Bündnis mit den vorindustriellen Eliten, und ist als Versuch zu verstehen, die Bedingungen der kapitalistischen Produktion zu verbessern.
Das berühmteste Werk zur Erklärung des Imperialismus stammt von dem liberalen Ökonomen, dem Engländer Hobson (Hauptwerk: Der Imperialismus, 1898). Seiner Meinung nach ist die industrielle Produktion in England so weit fortgeschritten, das sie das Ausland als Absatzmarkt benötigt, um die hoben Standards zu erhalten. Der Imperialismus soll Absatzkrisen im Inland verhindern. Da andere rivalisierende Mächte ihre Märkte verschließen und selber Absatzgebiete suchen, entsteht eine erbitterte Konkurrenz auf dem Weltmarkt mit der Möglichkeit von Kriegen.
Spätere Historiker weisen auf den Zusammenhang des Imperialismus mit der zweiten industriellen Revolution hin. Neue Industrien: Elektroindustrie, Fahrzeugbau, Chemieindustrie usw. benötigten Rohstoffe, die es in Europa nicht oder nicht ausreichend gab: Erdöl, Kupfer, Kautschuk, Bauxit und vieles mehr. Außerdem benötigte die industrielle Produktion jetzt ganz allgemein wesentlich mehr Rohstoffe als zu Beginn des 19.Jahrhunderts. Der Imperialismus ist als ein Versuch zu verstehen, um Absatzmärkte und Rohstoffquellen zu erobern und zu kontrollieren.
Da die industrielle Produktion von Großfirmen betrieben wurde, glaubten damals die Marxisten, der Imperialismus sei eine Phase des Kapitalismus, in der sich Monopole und Banken durchsetzen mit einer Finanzoligarchie, die diese Expansion vorantreibt, oft im Bündnis mit alten Eliten, beispielsweise dem Adel, die noch aus der Feudalzeit stammen. Vertreter dieser Richtung: Hilferding, Lenin, Luxemburg, Otto Bauer, Bucharin und noch viele andere.
Schwierigkeiten bereitet dieser Erklärungsversuch bei so alten Imperien wie Russland, Österreich- Ungarn und dem Osmanischen Reich. Hier vermischen sich alte, frühere Strukturen mit dem Kapitalismus. So ohne weiteres kann man deren Imperialismus aber nicht mit dem westeuropäischen Imperialismen gleichsetzen.
Es gibt viele Erklärungsversuche. Ich habe nur die bekanntesten erwähnt.
Das Hauptproblem ist hier ja: wie kann ich den Imperialismus des 19.Jahrhunderts analytisch trennen von früheren Expansionsbestrebungen, also was unterschied die Expansion der Assyrer, Römer, Alexander dem Großen, Karl dem Großen, Pizarro, Cortes usw. von Cecil Rhodes oder Wilhelm II?
Die Theoretiker des Neoevolutionismus, K. Ekholm und J. Friedman, definieren Imperialismus ganz allgemein: Imperien entstehen dann, wenn der Differenzierungsrozeß innerhalb eines größeren Austauschzusammenhangs so weit fortgeschritten ist, das mehrere regionale Zentren um die Kontrolle konkurrieren und
1. Das materielle, kulturelle und politische Niveau des Zentrums abhängig wird von dem Zugang zu einem Ressourcenpotential auf einem Gebiet, welches sich zumindest teilweise außerhalb des Zentrums befindet.
2. Das die Kontrolle über diese Potentiale nur durch den Einsatz politischer Mittel möglich ist, um die abhängigen Gebiet direkt oder indirekt zu kontrollieren.
Ergo definieren sie Imperium als Organisationsform, um eine Gliederung in Zentrum und Peripherie innerhalb eines bereits existierenden größeren ökonomischen Netzwerkes aufrechtzuerhalten oder zu organisieren. Es ist ein politischer Versuch, die supralokalen Bedingungen der lokalen Reproduktion zu kontrollieren. (Breuer, Imperien der Alten Welt, 1987,S.10)
Um frühere Imperien von späteren zu unterscheiden, bietet sich an:
1. Was waren die die jeweiligen Ursachen für die Expansion?
2. Welches waren die Trägerschichten der Expansion?
Beim Imperialismus des 19.Jahrhunderts wird als Erklärung angeboten: Im Gegensatz zu früheren Imperien handelt es sich nicht um die Expansion einer feudalen Oberschicht wie im Mittelalter oder eines kriegerischen Reitervolkes wie bei den Mongolen oder Türken und nicht primär um die Erpressung von Tributen oder den Gewinn von Land, um Grundrente zu kassieren.
Sondern: Die Expansion ging von einem nationalstaatlich organisierten Bürgertum aus, meist im Bündnis mit den vorindustriellen Eliten, und ist als Versuch zu verstehen, die Bedingungen der kapitalistischen Produktion zu verbessern.
Das berühmteste Werk zur Erklärung des Imperialismus stammt von dem liberalen Ökonomen, dem Engländer Hobson (Hauptwerk: Der Imperialismus, 1898). Seiner Meinung nach ist die industrielle Produktion in England so weit fortgeschritten, das sie das Ausland als Absatzmarkt benötigt, um die hoben Standards zu erhalten. Der Imperialismus soll Absatzkrisen im Inland verhindern. Da andere rivalisierende Mächte ihre Märkte verschließen und selber Absatzgebiete suchen, entsteht eine erbitterte Konkurrenz auf dem Weltmarkt mit der Möglichkeit von Kriegen.
Spätere Historiker weisen auf den Zusammenhang des Imperialismus mit der zweiten industriellen Revolution hin. Neue Industrien: Elektroindustrie, Fahrzeugbau, Chemieindustrie usw. benötigten Rohstoffe, die es in Europa nicht oder nicht ausreichend gab: Erdöl, Kupfer, Kautschuk, Bauxit und vieles mehr. Außerdem benötigte die industrielle Produktion jetzt ganz allgemein wesentlich mehr Rohstoffe als zu Beginn des 19.Jahrhunderts. Der Imperialismus ist als ein Versuch zu verstehen, um Absatzmärkte und Rohstoffquellen zu erobern und zu kontrollieren.
Da die industrielle Produktion von Großfirmen betrieben wurde, glaubten damals die Marxisten, der Imperialismus sei eine Phase des Kapitalismus, in der sich Monopole und Banken durchsetzen mit einer Finanzoligarchie, die diese Expansion vorantreibt, oft im Bündnis mit alten Eliten, beispielsweise dem Adel, die noch aus der Feudalzeit stammen. Vertreter dieser Richtung: Hilferding, Lenin, Luxemburg, Otto Bauer, Bucharin und noch viele andere.
Schwierigkeiten bereitet dieser Erklärungsversuch bei so alten Imperien wie Russland, Österreich- Ungarn und dem Osmanischen Reich. Hier vermischen sich alte, frühere Strukturen mit dem Kapitalismus. So ohne weiteres kann man deren Imperialismus aber nicht mit dem westeuropäischen Imperialismen gleichsetzen.
Es gibt viele Erklärungsversuche. Ich habe nur die bekanntesten erwähnt.