Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokratie?

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Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von Lia » 16.05.2014, 00:35

Triton hat geschrieben:Strauss unüberhörbare bayerische Herkunft und seine wenig grazile Erscheinung schreckte wohl viele Wähler in West- und Norddeutschland ab, während wir Süddeutschen nichts gegen Hanseaten haben.
Da ist sicherlich etwas Wahres dran, da macht viel der Ton die Musik, aber Strauß' politische Aussagen kamen weder im Westen-Ruhrgebiet noch hier im Norden gut an.
Was fast allen bayerischen Politikern, auch dem edler wirkenden Stoiber zu eigen ist: Sie heben zu sehr auf Bayern ab, nicht auf die gesamte Republik.
So, wie die Bayern auftreten- oder besser- die bayerischen Politiker- haben die CSU- Leute als Kanzlerkandidaten im Norden nie eine Chance. Die letzten Sympathien hat der Verkehrsminister der letzten Regierung endgültig verspielt, desen Auftritte nur peinlich waren.

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von Triton » 15.05.2014, 21:01

Heute wäre einer wie Strauss mit seinen vielen Kontakten zur Wirtschaft nicht mehr denkbar. Sein Sohn Max war es doch, der in die Schmiergeldaffäre rund um diesen windigen Waffenlobbyisten Schreiber (?) verstrickt war?

Eine Gemeinsamkeit mit Wehner war, dass Beiden ihre direkte Art und ihr Erscheinungsbild eine Kanzlerschaft unmöglich machte. Strauss unüberhörbare bayerische Herkunft und seine wenig grazile Erscheinung schreckte wohl viele Wähler in West- und Norddeutschland ab, während wir Süddeutschen nichts gegen Hanseaten haben.

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von dieter » 14.05.2014, 14:42

Lia hat geschrieben:Der Spiegel betätigte sich auch weiter im investigativen Journalismus in Bezug auf FJS- machte Jagd auf den Jäger und berichtete 1964, wie Strauß an seinen Jagdschein kam. Irgendwie musste der doch zu packen sein. :wink:
Strauß, der liebste Feind Rudolf Augsteins und seiner Redaktion- ein Stück Zeitgeschichte.
[/quote]
Liebe Lia,
das hast Du bezüglich über FJS geschrieben. Er müßte doch zu packen sein, er hat sich selber gepackt. :wink: :mrgreen: Nichts mit Wundbett, Er trat ja auch noch als Finanzminister und Kanzlerkandidat der Union auf und das alles nach 1964. :roll:

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von Lia » 14.05.2014, 13:52

Liebe Lia,
der Spiegel mußte ihn nicht packen, er stolperte übe seine eigenen Beine.
Habe ich das geschrieben dass der Spiegel ihn 1964 noch packen musste? Die Reakteure fassten nur nach, um ein zu schnelles, erneutes Hockkommen aus dem Wundbett zu verhindern. :mrgreen:

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von Triton » 14.05.2014, 12:10

Schmidt wurde im Bundestag mit einem konstruktiven Misstrauensvotum gestürzt, weil die Mehrheit der FDP-Abgeordneten gegen ihn und für Kohl stimmten. Daran ist er gescheitert.
Sein Stil war in der SPD weniger umstritten als sein Festhalten am Nato-Doppelbeschluß. Er war immer noch ein Stimmenmagnet und wäre er 1983 angetreten, hätte er Kohl in echte Bedrängnis bringen können. Kohl dagegen hatte fast nie einen Kanzlerbonus.

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von dieter » 14.05.2014, 10:36

Lia hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Nein, nach meinen Infos wollte selbst Gorbatschow die DDR nicht loswerden. Militärstrategisch und auch wirtschaftlich war gerade die DDR eigentlich zu wichtig für die SU. Militärstrategisch, weil immerhin 380.000 Soldaten der Roten Armee in der DDR stationiert waren und auch Atomwaffen dort lagerten - wirtschaftlich, weil die SU auf das Uran im Erzgebirge angewiesen war, welches die drittgrößte Uranlagerstätte der Welt darstellte.
Jedenfalls nicht so und zu diesem Zeitpunkt.
Da stimmen wohl die Informationen, die jedem zugänglich sind, überein wie auch die Interpretationen der Historiker.
Zurück zu Strauß: Ohne ihn und seine Politik zu mögen: Er war wichtig für die Republik- als Stein des Anstoßes, Auslöser von wichtigen Debatten, die sonst so nicht geführt worden wären. Ein Mann der lauten Töne und der klaren Worte, die allerdings nicht immer richtig waren, eine schillernde Persönlichkeit, die man nicht mögen musste- und doch wäre die Republik und die Politik ohne ihn und sein Talent zum Polarisieren ein Stück ärmer gewesen.
Notiz am Rande: Der Spiegel betätigte sich auch weiter im investigativen Journalismus in Bezug auf FJS- machte Jagd auf den Jäger und berichtete 1964, wie Strauß an seinen Jagdschein kam. Irgendwie musste der doch zu packen sein. :wink:
Strauß, der liebste Feind Rudolf Augsteins und seiner Redaktion- ein Stück Zeitgeschichte.
Liebe Lia,
der Spiegel mußte ihn nicht packen, er stolperte übe seine eigenen Beine. :wink: :mrgreen:

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von dieter » 14.05.2014, 10:32

Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:...
mit dem Weiterwursteln stimmt sicherlich, die DDR wäre aber der SU so teuer geworden, dass die SU schon vorher versucht hätte die DDR loszuwerden. :wink:
Nein, nach meinen Infos wollte selbst Gorbatschow die DDR nicht loswerden. Militärstrategisch und auch wirtschaftlich war gerade die DDR eigentlich zu wichtig für die SU. Militärstrategisch, weil immerhin 380.000 Soldaten der Roten Armee in der DDR stationiert waren und auch Atomwaffen dort lagerten - wirtschaftlich, weil die SU auf das Uran im Erzgebirge angewiesen war, welches die drittgrößte Uranlagerstätte der Welt darstellte.
Die Ereignisse am 9. November 1989 und danach überrollten aber selbst ihn. Das war überhaupt ein Manko seiner Perestroika: Er stieß zwar eine liberalere Politik an, konnte sich aber die Ausmaße der dynamischen Veränderungen die dann folgten, gar nicht vorstellen. So z. B. auch im Baltikum.
Lieber Barbarossa,
es ist wie bei einem Dammbruch, die folgen dieses Dammbruchs konnte man sich nicht vorstellen. Für Putin war das die größte Katastrophe des 20.Jahrhunderts, deswegen versucht er auch die Folgen zu revidieren. :wink:

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von dieter » 14.05.2014, 10:24

Lieber Conzaliss,
so habe ich es auch gehört. :wink:

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von Triton » 13.05.2014, 22:40

Er behauptet, er sei an Lambsdorff gescheitert.

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von Triton » 13.05.2014, 21:45

Ich erinnere mich an Kohl Witze zu Beginn seiner Kanzlerschaft.
Neben seinem Sprachfehler ("Gechichte", "Famillje") standen seine fehlenden Englischkenntnisse im Mittelpunkt des Spotts.

Reagan, Thatcher und Kohl kommen zur Beerdigung von xy (weiß nicht mehr) und kondolieren der Witwe.
Reagan: I'm so sorry!
Thatcher: I am sorry too!
Kohl: I am sorry three...

Kohl besucht den Präsidenten von Kenia und wird auf Safari mitgenommen. Der Kenianer fragt Kohl immer wieder, ob er denn wisse, was für Tiere er gerade sehe und Kohl antwortet immer: Das ist ein Dangeruhs! Irgendwann dreht er sich stolz zu Genscher um: Ich habe doch das Schild gesehen: All animals are Dangeruhs!

Kohl war in den 80ern sehr umstritten, zufrieden war man höchstens kurz nach seiner Wahl 1983, als die Wirtschaft wieder anzog. Damals aber wünschten sich schon die CDU-Anhänger, dass Finanzminister Stoltenberg den "Provinzler" Kohl bald ablösen möge. Und im Süden war Strauss immer ein Unruheherd, weil er sich für den besseren Kanzler hielt. Ende der 80er war Kohl de facto am Ende, als Geissler, Süssmuth und Späth nur durch eigene Dummheit den taumelnden Riesen nicht stürzen konnten. Damals rechnete jeder damit, dass Lafontaine ihn krachend aus dem Kanzleramt jagen würde. Aber dann kam die Wende und Kohl wurde der "Kanzler der Einheit."

1984 war das Verhältnis Kohl-Strauss so schwierig geworden, dass eine Aussprache unter vier Augen nötig wurde. Was dort gesprochen wurde, werden wir wohl nie erfahren, weil auch Kohl dazu schweigt.
http://www.holidaycheck.de/reisetipp-Ur ... 1164145201

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von Balduin » 13.05.2014, 21:13

Ja stimmt, für eine Einschätzung Kohls bin ich zu jung. Als er 1998 die Wahl verlor, war ich gerade 7 Jahre alt. Wobei man in meinem Umfeld mit Kohl weitestgehend zufrieden war.

Kohl wurde halt unterschätzt - besser als überschätzt. Der Typ Mensch war genau richtig, um den selbstgefälligen Schmidt aus dem Kanzleramt zu schmeißen.

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von Triton » 13.05.2014, 20:38

Mich beeindruckte immer die Schlagfertigkeit Strauss'.
Nach der Bundestagswahl 1983 wurde er gefragt, ob er denn jetzt nach Bonn gehe? Antwort: Ja, ich fliege morgen nach Bonn!
Oder: In einer hitzigen Wahlkampfrede hatte er die Wähler aufgefordert, ihre Stimme ihm zu geben. Auf den lautstarken Zwischenruf eines Störers schrie er zurück: "Auf Ihre Stimme kann ich verzichten!"

Sicher eine Altersfrage, aber Kohl war nicht immer dick und behäbig. In den 70ern war er sehr nassforsch und rechthaberisch in den Bundestagsrunden und kam sehr steif und streberhaft im Vergleich zum lässig fläzenden Kettenraucher Schmidt und durchgeschwitzten Strauss rüber. Weil er ein schlechter Redner war, wurde er vor allem von Intellektuellen zu Beginn seiner Kanzlerschaft regelrecht verhöhnt. Strauss wurde gefürchtet, Kohl verspottet.

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von Balduin » 13.05.2014, 19:41

"Ich bin weder Heiliger noch ein Dämon. Ich bin kein ausgeklügeltes Buch, sondern ein Mensch in seinem Widerspruch" Strauß über sich selbst.

Er hatte Mut und eine Nonkonformität, die ich bei vielen Politikern heute vermisse. Wer schreit schon bei einer Wahlveranstaltung Demonstranten (Autonome) entgegen: "Ihr tut mir leid mit eurer Dummheit", wer macht sich schon gerne zur Zielscheibe von Angriffen?

Strauß hat die Bundesrepublik gespalten, die einen liebten ihn wegen seinem starken Auftreten, die anderen sahen in ihm das personifizierte Böse.
Die SPD (Brandt als auch Schmidt) sahen in ihm einen Nazi, Strauß keilte zurück und zwar nicht auf eine sachliche, sondern emotionale Weise.

Auch in meiner Familie gab es wohl Diskussionen über Strauß.

Ein Grinsen nötigt es mich aber schon ab, dass der ach so schlaue Schmidt wie auch der Machtmensch Strauß beide an Kohl scheiterten :mrgreen: Die behäbige Birne hat es ihnen allen gezeigt. :mrgreen:

Zur Korruption: Wenn man sich die Garde der alten Spitzenpolitiker ansieht, ist da niemand mit einer weißen Weste... Vielleicht haben die Skandale zu einem Umdenken der neuen Politikergeneration geführt. Heute wird man ja schon für ein Oktoberfestessen vom Hof gejagt.

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von Triton » 13.05.2014, 19:14

Marek1964 hat geschrieben:Sehr bezeichnend für sein Denkweise.

Last but not least ist es aber auch bezeichnend für das Demokratiebewusstsein beider Kontrahenten, dass trotz "Spiegel" Affäre im Spiegel seine Artikel veröffentlichen liessen.
Strauss war entschiedener Verfechter einer repräsentativen Demokratie, wie übrigens auch Helmut Schmidt, der seinen NATO-Doppelbeschluß gegen die Mehrheit in seiner Partei und die Mehrheit der Bevölkerung durchsetzte, weil er für sich den besseren "Durchblick" proklamierte.

Mir gefällt die Vorstellung, dass in offenen Gefechten und mit klaren Positionen um Mehrheiten in der Bevölkerung gerungen wird anstatt wie heute wachsweich immer die Mitte zu besetzen und dann doch zu machen, was man für vorteilhaft hält. In der Strauss-Zeit war Politik spannend, emotional und wichtig, in einer Bonner Runde nach einer Landtags- oder Bundestagswahl konnte alles passieren. 8 Jahre Merkelantismus haben große Teile der Bevölkerung eingeschläfert. Die angeblich wahnsinnig intelligente Strategie Merkels, ohne Standpunkt erst einmal abzuwarten und dann auf einen fahrenden Zug aufzuspringen, hat das Land entpolitisiert und politikverdrossen gemacht.
Was sicher gewollt ist.

Strauss hatte, heute für Spitzenpolitiker undenkbar, ein Alkoholproblem. Was viele seiner Unbeherrschtheiten erklärt.

Re: Die Spiegel-Affäre: Strauss/Augstein gut für die Demokra

von Lia » 13.05.2014, 19:00

Barbarossa hat geschrieben:Nein, nach meinen Infos wollte selbst Gorbatschow die DDR nicht loswerden. Militärstrategisch und auch wirtschaftlich war gerade die DDR eigentlich zu wichtig für die SU. Militärstrategisch, weil immerhin 380.000 Soldaten der Roten Armee in der DDR stationiert waren und auch Atomwaffen dort lagerten - wirtschaftlich, weil die SU auf das Uran im Erzgebirge angewiesen war, welches die drittgrößte Uranlagerstätte der Welt darstellte.
Jedenfalls nicht so und zu diesem Zeitpunkt.
Da stimmen wohl die Informationen, die jedem zugänglich sind, überein wie auch die Interpretationen der Historiker.
Zurück zu Strauß: Ohne ihn und seine Politik zu mögen: Er war wichtig für die Republik- als Stein des Anstoßes, Auslöser von wichtigen Debatten, die sonst so nicht geführt worden wären. Ein Mann der lauten Töne und der klaren Worte, die allerdings nicht immer richtig waren, eine schillernde Persönlichkeit, die man nicht mögen musste- und doch wäre die Republik und die Politik ohne ihn und sein Talent zum Polarisieren ein Stück ärmer gewesen.
Notiz am Rande: Der Spiegel betätigte sich auch weiter im investigativen Journalismus in Bezug auf FJS- machte Jagd auf den Jäger und berichtete 1964, wie Strauß an seinen Jagdschein kam. Irgendwie musste der doch zu packen sein. :wink:
Strauß, der liebste Feind Rudolf Augsteins und seiner Redaktion- ein Stück Zeitgeschichte.

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