von RedScorpion » 25.03.2014, 22:39
Barbarossa hat geschrieben:Ich denke, wovon wir unser Denken auf jeden Fall befreien sollten (sofern überhaupt vorhanden), ist das hier:
Der Staat Preußen, der seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen ist, hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört.
Quelle:
http://www.verfassungen.de/de/de45-49/kr-gesetz46.htm
Erst kürzlich stellte der Historiker Sören Neitzel klar, dass das Militär im Deutschen Kaiserreich bis zum 1. WK auch nicht mehr Einfluss auf die Politik des Landes hatte, als etwa in Russland.
...
Der Sönke hat recht.
Das Problem war auch nicht das Militär, sondern die undemokratische Verfassung Preussens als grösstem Teilstaat des Reichs, noch dazu Unerfahrenheit auf gesamtstaatlichem und internationalem Gebiet, plus die wirtschaftlichen, sozialen und v.a. politischen Umwälzungen seit mind. 1848, von denen ein Bismarck z.B. keinen blassen Schimmer hatte. Sprich Wilhelm II und seine Regierungen waren sehr viel moderner zumindest als Preussen allemal, und v.a. hatten sie auch darin recht, dass alte Bündnissysteme und Kabinettkriege nicht so ganz modern waren. Die Frage ist, was sie an deren Stelle setzten, und v.a., aus welchem System das hervorgewachsen war. Christopher Clark stellt das am Anfang seines Buchs über Wilhelm II ganz treffend dar, wie ich finde.
Freilich ist Preussen auch Reaktion (allerdings nicht allein; Oesterreich und Russland waren auch nicht gerade liberale Vordenker des Progressivismus), Militarismus (auch aus Not, denn genug Einwohner für ein Massenheer hatte es vor der Expansion nach 1815 bzw. 1866 gar nicht), angebliche oder echte Tugenden und auch menschliche und institutionelle Abgründe, neben tatsächlichen zivilisatorischen Errungenschaften.
Da uns die Moderne lehrt, dass das Gute mit dem Schlechten bzw. Bösen gar nicht selten Hand in Hand einhergeht, ist das aber alles andere als ungewöhnlich.
Aber freilich war das schon - wenn auch nicht die Ursache - ein fruchtbarer Boden für einen Führergehorsam und Unterwürfigkeit des NS, welcher dann eher aus der Reihe (auch der europ. Diktaturen der ersten Hälfte des 20. Jh.s) tanzt als das Preussen vor 1933.
LG
[quote="Barbarossa"]Ich denke, wovon wir unser Denken auf jeden Fall befreien sollten (sofern überhaupt vorhanden), ist das hier:
[quote] [b]Der Staat Preußen, der seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen ist,[/b] hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört. [/quote] Quelle: http://www.verfassungen.de/de/de45-49/kr-gesetz46.htm
Erst kürzlich stellte der Historiker Sören Neitzel klar, dass das Militär im Deutschen Kaiserreich bis zum 1. WK auch nicht mehr Einfluss auf die Politik des Landes hatte, als etwa in Russland.
...[/quote]
Der Sönke hat recht.
Das Problem war auch nicht das Militär, sondern die undemokratische Verfassung Preussens als grösstem Teilstaat des Reichs, noch dazu Unerfahrenheit auf gesamtstaatlichem und internationalem Gebiet, plus die wirtschaftlichen, sozialen und v.a. politischen Umwälzungen seit mind. 1848, von denen ein Bismarck z.B. keinen blassen Schimmer hatte. Sprich Wilhelm II und seine Regierungen waren sehr viel moderner zumindest als Preussen allemal, und v.a. hatten sie auch darin recht, dass alte Bündnissysteme und Kabinettkriege nicht so ganz modern waren. Die Frage ist, was sie an deren Stelle setzten, und v.a., aus welchem System das hervorgewachsen war. Christopher Clark stellt das am Anfang seines Buchs über Wilhelm II ganz treffend dar, wie ich finde.
[quote="Barbarossa"]
...
Und dann natürlich nicht zu vergessen sind die preußischen Tugenden:
http://de.m.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fische_Tugenden[/quote]
Freilich ist Preussen auch Reaktion (allerdings nicht allein; Oesterreich und Russland waren auch nicht gerade liberale Vordenker des Progressivismus), Militarismus (auch aus Not, denn genug Einwohner für ein Massenheer hatte es vor der Expansion nach 1815 bzw. 1866 gar nicht), angebliche oder echte Tugenden und auch menschliche und institutionelle Abgründe, neben tatsächlichen zivilisatorischen Errungenschaften.
Da uns die Moderne lehrt, dass das Gute mit dem Schlechten bzw. Bösen gar nicht selten Hand in Hand einhergeht, ist das aber alles andere als ungewöhnlich.
Aber freilich war das schon - wenn auch nicht die Ursache - ein fruchtbarer Boden für einen Führergehorsam und Unterwürfigkeit des NS, welcher dann eher aus der Reihe (auch der europ. Diktaturen der ersten Hälfte des 20. Jh.s) tanzt als das Preussen vor 1933.
LG