von ehemaliger Autor K. » 22.03.2014, 12:06
Platos Höhlengleichnis – eine totalitäre Gerechtigkeit
Nicht nur die Demokratie, auch der moderner Totalitarismus stammt aus Griechenland und wurde von Plato entwickelt. Im 7. Kapitel seines Buches „Der Staat“ finden wir sein berühmtes Höhlengleichnis, welches er Sokrates erzählen lässt:
„Sokrates: Stelle dir Menschen vor in einer unterirdischen Wohnung, die einen gegen das Licht geöffneten Zugang längs der ganzen Höhle hat. In dieser seien sie von Kindheit an gefesselt an Hals und Schenkeln, so dass sie auf demselben Fleck bleiben müssen und auch nur nach vorwärts schauen können, denn herumzudrehen sind sie der Fessel wegen nicht imstande. Licht haben sie von einem Feuer, welches von oben und von fernher hinter ihnen brennt. Zwischen diesem Feuer und den Gefangenen läuft ein Weg und diesen Weg entlang siehst du eine Mauer…Stelle dir vor, dass längst dieser Mauer Leute allerlei Gefäße vorbeitragen, die über die Mauer ragen. Auch Bildsäulen und andere steinerne und hölzerne Bilder.“ (Plato, Der Staat, Hamburg 1963, S. 123)
Die Gefangenen sehen nur die Schatten dieser Gegenstände und glauben, dies sei die Realität. Einem gelingt die Flucht und jetzt erkennt er, wie die Dinge tatsächlich aussehen. Er geht zurück in die Höhle und versucht die anderen, über ihren Irrtum aufzuklären.
Plato glaubt, unsere Welt ist nicht die „richtige“ Welt. Wir gleichen den Gefangenen in der Höhle und sehen sie falsch. Es gibt die wirkliche Welt der reinen Ideen, wir sehen nur unvollkommene Kopien. Als Beispiel führt er die Mathematik an. In der Natur gibt es keinen richtigen Kreis, dieser existiert nur in der Mathematik. Dort ist er vollkommen, was wir sehen, sind nur schlechte Kopien, die lediglich ansatzweise dem idealen, dem wirklichen Kreis entsprechen. So ist es mit allen Dingen. Es gibt einen idealen Baum, eine ideale Katze, einen idealen Menschen lediglich in der Welt der Ideen. In der sichtbaren Welt sehen wir nur unvollkommene Kopien, die versuchen, dem Ideal zu entsprechen.
Und so ist es auch in der Gesellschaft. Es gibt beispielsweise eine ideale, vollkommene Gerechtigkeit. Diese ist in allen Staaten aber nur ansatzweise verwirklicht.
Und nun stoßen wir auf Platos elitäres Herrschaftssystem: Die Philosophen sind die einzigen, die diese absolute Gerechtigkeit kennen, deshalb sollen alle Staaten in Zukunft von Philosophen regiert werden. Der Rest der Menschheit gleicht den unglücklichen Höhlenbewohnern, die nur die Schatten kennen und diese mit der Realität verwechseln. Die Philosophen aber kennen die Wahrheit, sie sind berufen, die Menschen zu beherrschen, zu lenken, zu lehren. Diese neue Elite ist nicht demokratisch legitimiert. Sie regiert, weil sie zu der elitären Schicht der Wissenden gehören. Durch Bildung und Übernahme ihrer Vorstellungen kann man in sie hineinkommen.
Und da sind wird bei den totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts angekommen. Die Kommunisten beispielsweise glaubten, sie wissen, wie die die ideale, die kommunistische Gesellschaft auszusehen hat. Deshalb wollen sie die Gesellschaft nach diesem Bild formen. Alle anderen müssen sich dem fügen, denn sie sind unwissend, sie kennen nicht die Wahrheit. Wollen sie nicht mitmachen, müssen sie belehrt werden. Nehmen sie aber keine Belehrung an, muss man sie bekämpfen.
Wer sich im Besitz der absoluten Wahrheit weiß, der will missionieren und bekämpft andere, konkurrierende Wahrheitsträger.
Unsere Welt ist voll von Militanten, Fundamentalisten, wahrhaft Gläubigen, Fanatikern, Weltverbesserer, die bei allen Unterschieden eines gemeinsam haben: Sie glauben, der Rest der Menschheit bedürfe ihrer Führung. Genauso wie Platos Philosophen.
[b]Platos Höhlengleichnis – eine totalitäre Gerechtigkeit[/b]
Nicht nur die Demokratie, auch der moderner Totalitarismus stammt aus Griechenland und wurde von Plato entwickelt. Im 7. Kapitel seines Buches „Der Staat“ finden wir sein berühmtes Höhlengleichnis, welches er Sokrates erzählen lässt:
[i]„Sokrates: Stelle dir Menschen vor in einer unterirdischen Wohnung, die einen gegen das Licht geöffneten Zugang längs der ganzen Höhle hat. In dieser seien sie von Kindheit an gefesselt an Hals und Schenkeln, so dass sie auf demselben Fleck bleiben müssen und auch nur nach vorwärts schauen können, denn herumzudrehen sind sie der Fessel wegen nicht imstande. Licht haben sie von einem Feuer, welches von oben und von fernher hinter ihnen brennt. Zwischen diesem Feuer und den Gefangenen läuft ein Weg und diesen Weg entlang siehst du eine Mauer…Stelle dir vor, dass längst dieser Mauer Leute allerlei Gefäße vorbeitragen, die über die Mauer ragen. Auch Bildsäulen und andere steinerne und hölzerne Bilder.“ [/i](Plato, Der Staat, Hamburg 1963, S. 123)
Die Gefangenen sehen nur die Schatten dieser Gegenstände und glauben, dies sei die Realität. Einem gelingt die Flucht und jetzt erkennt er, wie die Dinge tatsächlich aussehen. Er geht zurück in die Höhle und versucht die anderen, über ihren Irrtum aufzuklären.
Plato glaubt, unsere Welt ist nicht die „richtige“ Welt. Wir gleichen den Gefangenen in der Höhle und sehen sie falsch. Es gibt die wirkliche Welt der reinen Ideen, wir sehen nur unvollkommene Kopien. Als Beispiel führt er die Mathematik an. In der Natur gibt es keinen richtigen Kreis, dieser existiert nur in der Mathematik. Dort ist er vollkommen, was wir sehen, sind nur schlechte Kopien, die lediglich ansatzweise dem idealen, dem wirklichen Kreis entsprechen. So ist es mit allen Dingen. Es gibt einen idealen Baum, eine ideale Katze, einen idealen Menschen lediglich in der Welt der Ideen. In der sichtbaren Welt sehen wir nur unvollkommene Kopien, die versuchen, dem Ideal zu entsprechen.
Und so ist es auch in der Gesellschaft. Es gibt beispielsweise eine ideale, vollkommene Gerechtigkeit. Diese ist in allen Staaten aber nur ansatzweise verwirklicht.
Und nun stoßen wir auf Platos elitäres Herrschaftssystem: Die Philosophen sind die einzigen, die diese absolute Gerechtigkeit kennen, deshalb sollen alle Staaten in Zukunft von Philosophen regiert werden. Der Rest der Menschheit gleicht den unglücklichen Höhlenbewohnern, die nur die Schatten kennen und diese mit der Realität verwechseln. Die Philosophen aber kennen die Wahrheit, sie sind berufen, die Menschen zu beherrschen, zu lenken, zu lehren. Diese neue Elite ist nicht demokratisch legitimiert. Sie regiert, weil sie zu der elitären Schicht der Wissenden gehören. Durch Bildung und Übernahme ihrer Vorstellungen kann man in sie hineinkommen.
Und da sind wird bei den totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts angekommen. Die Kommunisten beispielsweise glaubten, sie wissen, wie die die ideale, die kommunistische Gesellschaft auszusehen hat. Deshalb wollen sie die Gesellschaft nach diesem Bild formen. Alle anderen müssen sich dem fügen, denn sie sind unwissend, sie kennen nicht die Wahrheit. Wollen sie nicht mitmachen, müssen sie belehrt werden. Nehmen sie aber keine Belehrung an, muss man sie bekämpfen.
Wer sich im Besitz der absoluten Wahrheit weiß, der will missionieren und bekämpft andere, konkurrierende Wahrheitsträger.
Unsere Welt ist voll von Militanten, Fundamentalisten, wahrhaft Gläubigen, Fanatikern, Weltverbesserer, die bei allen Unterschieden eines gemeinsam haben: Sie glauben, der Rest der Menschheit bedürfe ihrer Führung. Genauso wie Platos Philosophen.