von JetLeechan » 28.02.2014, 13:42
Peppone hat geschrieben:Ich les grad ein Buch über Friedrich ("Kartoffeln mit Flöte", eine Anekdotensammlung).
Friedrich hat offenbar keine neuen Chausseen (Überlandstrassen) bauen lassen, weil er so den Handel besser steuern konnte...
Voltaire hat so einige Andeutungen in seine "Berichte" über den Alten Fritz einfließen lassen, er sei homosexuell gewesen, einb fürchterlicher Diktator und außerdem so was von schmutzig...auch habe er sich ausgenutzt gefühlt. Als es dem König nicht mehr genehm war, seine Gesellschaft zu genießen (wofür Voltaire ach so geizig bezahlt worden sei), habe er sich wie ein Esel gefühlt, den man zum Arbeiten nicht mehr brauchen kann...
Über das Zimmer, das in Sanssouci für Voltaire eingerichtet worden ist, hat ein späterer Beobachter berichtet, es habe an den Wänden nur so gewimmelt von Abbildungen "niederträchtiger" Tiere...
Die beiden scheinen sich in den paar Jahren, in denen Voltaire "Hausgast" von Friedrich gewesen ist, auch gehörig beharkt zu haben. Voltaire berichtet von einigen gemeinen Späßen, die ihm Friedrich gespielt habe. Er berichtet aber auch davon, dass er bei viel mehr gemeinen Späßen selber mitgemacht habe...
Wie seht ihr das Verhältnis zwischen Friedrich und Voltaire?
Beppe
Ich sehe es ähnlich wie Karl-Heinz, was der beiden Zerwürfnis angeht. An und für sich würde ich aber sagen, dass es sich in erster Linie um ein professionelles Verhältnis hielt, von dem beide profitierten. Friedrich wollte in die Geschichte eingehen und seinen Ruhm als großer Staatsmann begründen. Dazu wollte er einerseits an militärische Heldentaten anknüpfen und Preußen zu einer starken Macht ausbauen, andererseits wollte er aber auch als großer Denker, als Philosoph, Dichter und Historiker, sowie als Kunst- und Wissenschaftsmäzen in die Geschichte eingehen.
Der Briefkontakt mit Voltaire, der ja nicht nur ein anregender Gesprächspartner war, sondern vor allem auch der DRe- und Angelpunkt der aufklärerischen Öffentlichkeit in Frankreich, spielte dabei eine wichtige Rolle. Briefe die Friedrich an Voltaire schrieb, waren nicht an diesen gerichtet, sondern an die intellektuelle Elite Frankreichs und auch Europas. Voltaire sollte den Ruhm Friedrichs als Denker begründen und verbreiten. Der Wortlaut und die Inhalte seiner Briefe an Voltaire sind gänzlich andere, als die seiner Briefe an seine Schwester oder sonstige Verwandte, Bekannte oder Freunde und Diener.
Aber auch Voltaire profitierte von der beiden Korrespondenz, schließlich war Friedrich ein König, der ihm im wahrsten Sinne des Wortes Honig ums Maul schmierte und den französischen Dichter in den höchsten Tönen lobte. Außerdem spielte ein ganz privates Motiv eine Rolle: Voltaire hatte über Friedrich zumindest teilweise Einfluß auf die Politik eines großen europäischen Monarchen.
Ich halte es für fragwürdig ob man in diesem Fall von Freundschaft sprechen kann, denn charakterlich waren die beiden wohl grundverschieden. An dem Streit würde ich daher auch niemandem die Schuld geben, sondern auf die Unterschiede zwischen den beiden hinweisen. Allerdings ist schon bezeichnend, dass nach all den gegenseitigen Verletzungen, die Beziehung später wieder aufgenommen wurde, einfach weil beide zu sehr von ihr profitierten.
[quote="Peppone"]Ich les grad ein Buch über Friedrich ("Kartoffeln mit Flöte", eine Anekdotensammlung).
Friedrich hat offenbar keine neuen Chausseen (Überlandstrassen) bauen lassen, weil er so den Handel besser steuern konnte...
Voltaire hat so einige Andeutungen in seine "Berichte" über den Alten Fritz einfließen lassen, er sei homosexuell gewesen, einb fürchterlicher Diktator und außerdem so was von schmutzig...auch habe er sich ausgenutzt gefühlt. Als es dem König nicht mehr genehm war, seine Gesellschaft zu genießen (wofür Voltaire ach so geizig bezahlt worden sei), habe er sich wie ein Esel gefühlt, den man zum Arbeiten nicht mehr brauchen kann...
Über das Zimmer, das in Sanssouci für Voltaire eingerichtet worden ist, hat ein späterer Beobachter berichtet, es habe an den Wänden nur so gewimmelt von Abbildungen "niederträchtiger" Tiere...
Die beiden scheinen sich in den paar Jahren, in denen Voltaire "Hausgast" von Friedrich gewesen ist, auch gehörig beharkt zu haben. Voltaire berichtet von einigen gemeinen Späßen, die ihm Friedrich gespielt habe. Er berichtet aber auch davon, dass er bei viel mehr gemeinen Späßen selber mitgemacht habe...
Wie seht ihr das Verhältnis zwischen Friedrich und Voltaire?
Beppe[/quote]
Ich sehe es ähnlich wie Karl-Heinz, was der beiden Zerwürfnis angeht. An und für sich würde ich aber sagen, dass es sich in erster Linie um ein professionelles Verhältnis hielt, von dem beide profitierten. Friedrich wollte in die Geschichte eingehen und seinen Ruhm als großer Staatsmann begründen. Dazu wollte er einerseits an militärische Heldentaten anknüpfen und Preußen zu einer starken Macht ausbauen, andererseits wollte er aber auch als großer Denker, als Philosoph, Dichter und Historiker, sowie als Kunst- und Wissenschaftsmäzen in die Geschichte eingehen.
Der Briefkontakt mit Voltaire, der ja nicht nur ein anregender Gesprächspartner war, sondern vor allem auch der DRe- und Angelpunkt der aufklärerischen Öffentlichkeit in Frankreich, spielte dabei eine wichtige Rolle. Briefe die Friedrich an Voltaire schrieb, waren nicht an diesen gerichtet, sondern an die intellektuelle Elite Frankreichs und auch Europas. Voltaire sollte den Ruhm Friedrichs als Denker begründen und verbreiten. Der Wortlaut und die Inhalte seiner Briefe an Voltaire sind gänzlich andere, als die seiner Briefe an seine Schwester oder sonstige Verwandte, Bekannte oder Freunde und Diener.
Aber auch Voltaire profitierte von der beiden Korrespondenz, schließlich war Friedrich ein König, der ihm im wahrsten Sinne des Wortes Honig ums Maul schmierte und den französischen Dichter in den höchsten Tönen lobte. Außerdem spielte ein ganz privates Motiv eine Rolle: Voltaire hatte über Friedrich zumindest teilweise Einfluß auf die Politik eines großen europäischen Monarchen.
Ich halte es für fragwürdig ob man in diesem Fall von Freundschaft sprechen kann, denn charakterlich waren die beiden wohl grundverschieden. An dem Streit würde ich daher auch niemandem die Schuld geben, sondern auf die Unterschiede zwischen den beiden hinweisen. Allerdings ist schon bezeichnend, dass nach all den gegenseitigen Verletzungen, die Beziehung später wieder aufgenommen wurde, einfach weil beide zu sehr von ihr profitierten.