Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

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Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von dieter » 09.01.2014, 14:40

Lieber Karlheinz,
hoffen wir das Beste lieber Leser. :wink:

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von ehemaliger Autor K. » 09.01.2014, 11:53

Freiheit und Menschenrechte

Nach landläufiger Meinung, dem wissenschaftlichen Mainstream, hängt die Forderung nach Freiheit und Menschenrechten zusammen mit den sozioökonomischen Entwicklungen in einigen Ländern Westeuropas und der Entstehung des Bürgertuns, das zu seiner Entfaltung diese Rechte benötigte. Das die Aufklärung in England, Frankreich, Holland und später in den USA weiterging, ist demzufolge kein Zufall. Das Christentum spielt eher eine zweitrangige Rolle, denn in christlichen Ländern wie Portugal, Spanien, Süditalien, Polen, Russland, Lateinamerika blieben solche demokratischen Bewegungen aus oder entstanden viel später, weil es hier keine sozialökonomischen Veränderungen gab. In Deutschland blieben sie zunächst auch aus und deshalb hat nur eine kleine Elite aus dem Bildungsbürgertum die Ideen der Aufklärung übernommen. In Japan hingegen entstanden mit der Meji-Restauration ebenfalls demokratische Bewegungen und konnten sich in den 20er Jahren zeitweilig durchsetzen, nach einem Rückschlag 1931 nach Kriegsende wieder erneut an Stärke gewinnen. Dieser Fall zeigt, dass vor allem wirtschaftliche Veränderungen und die Bildung einer neuen Wirtschaftselite zu mehr Demokratie führen und Religion eher zweitrangig ist. Viele Länder sind nach wie vor unterentwickelt und auch gerade und vor allem deshalb auch keine Demokratien.

Eine moderne Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft funktioniert in einem demokratischen Umfeld anscheinend viel effektiver als mit einem totalitären System. Totalitäre Systeme mit einer modernen Wirtschaft entwickeln einen Hang zur Selbstzerstörung, wie der Faschismus zeigte oder sie sind auf Dauer völlig ineffizient, wie der Kommunismus bewies. Koestler bezeichnete die UDSSR einmal als industrialisiertes Neandertal. Es reicht nicht aus, Technik zu kopieren. In einer Diktatur werden unfreie Menschen nicht wirklich überzeugende Leistungen hervorbringen. Solche Systeme konzentrieren alle Ressourcen auf einige große Projekte und erreichen dann durchaus große Leistungen, doch der ganze Rest verfällt. Auf die Dauer sind solche Systeme nicht wirklich lebensfähig.

Deshalb wird sich meiner Meinung nach, so wie Hegel es sagte, die Freiheit durchsetzen und nicht die Diktatur. Das muss allerdings nicht in einer fernen Zukunft ebenfalls der Fall sein, doch derzeit ist die Demokratie effektiver.
Ich persönlich, als Statistiker, glaube vor allem an Wahrscheinlichkeiten, nicht an einen strengen Determinismus. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich in einer modernen Gesellschaft die Demokratie eher durchsetzt als eine Diktatur, ist erheblich höher.

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von dieter » 09.01.2014, 09:54

Spartaner hat geschrieben:Lieber Dieter ,
da stimme ich dir vollständig zu. So ist es!
Aber irgendwo brauchte der Kommunismus sein Experimentierkasten. Das der Kommunismus als Staatsform von vorherein ein "totgeborenes Kind " war, das konnte vorher keiner wissen. Eigentlich war es strenggenommen nie Kommunismus gewesen ,sondern der Kommunismus driftete sofort (gesetzmäßig) in die Staatsform des Stalinismus ab.
Lieber Spartaner,
die Kommunisten beriefen sich auf Marx und Engels, aber die routieren sicher in ihren Gräbern, wenn sie sehen konnten, was aus ihren Vorstellungen gemacht wurde. :wink:

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von Barbarossa » 08.01.2014, 22:58

Karlheinz hat geschrieben:... Unter Friedrich gab es noch die Leibeigenschaft und die Zünfte, Institutionen, die in England und Holland längst der Vergangenheit angehörten. In diesen beiden Ländern existierten bereits Parlamente und die Herrschaft der Monarchen wurde durch sie eingeschränkt. Preußen war noch immer absolutistisch, auch wenn der sich „aufgeklärter Absolutismus“ nannte und in der Tischrunde gelehrte Gespräche geführt wurden. Nein, die Wurzel der Demokratie war Preußen bestimmt nicht.
Er war kein Demokrat, das ist schon klar. Du beschreibst ihn schon richtig als einen Vertreter des aufgeklärten Absolutismus. In der Magazin-Ausgabe: Friedrich II. der Große von Preußen habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt. Auch wenn er kein Allheilsbringer war, so gab es einiges, was Preußen zu einem modernen Staat machte - nach damaligem Begriff.
Von den Neuerungen hervorzuheben sind dabei wohl die religiöse Toleranz (die auch schon seine Vorgänger praktizierten), die Lockerung der Pressezensur und die Abschaffung der Folter. Er gab auch den Anstoß zu weiteren Gesetzesreformen, wie das "Allgemeine Landrecht", als der erste und bis heute einzige neuzeitliche Versuch einer umfassenden und zusammenhängenden Kodifikation des Zivilrechts, des Strafrechts und weitere Teile des öffentlichen Rechts in einem einzigen Gesetzbuch.

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von Spartaner » 08.01.2014, 21:28

Lieber Dieter ,
da stimme ich dir vollständig zu. So ist es!
Aber irgendwo brauchte der Kommunismus sein Experimentierkasten. Das der Kommunismus als Staatsform von vorherein ein "totgeborenes Kind " war, das konnte vorher keiner wissen. Eigentlich war es strenggenommen nie Kommunismus gewesen ,sondern der Kommunismus driftete sofort (gesetzmäßig) in die Staatsform des Stalinismus ab.

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von dieter » 08.01.2014, 14:27

Lieber Karlheinz,
was Du über Friedrich sagst ist für Preußen nicht sehr angenehm, aber sicher leider wahr. :roll: Wäre das demokratische System 1848/49 für Deutschland gekommen, dann wäre es sicherlich nach dem Ende des WKI nicht so schlimm mit der Auseinandersetzung mit den Kommunisten gekommen. (Liebknecht, Luxemburg) :wink:

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von ehemaliger Autor K. » 08.01.2014, 12:03

dieter hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben:[Unter Friedrich gab es noch die Leibeigenschaft und die Zünfte, Institutionen, die in England und Holland längst der Vergangenheit angehörten. In diesen beiden Ländern existierten bereits Parlamente und die Herrschaft der Monarchen wurde durch sie eingeschränkt. Preußen war noch immer absolutistisch, auch wenn der sich „aufgeklärter Absolutismus“ nannte und in der Tischrunde gelehrte Gespräche geführt wurden. Nein, die Wurzel der Demokratie war Preußen bestimmt nicht.
Lieber Karlheinz,
Du hast leider Recht. In Preußen gab es auch bis 1918 das Dreiklassenwahlrecht. :wink:

Da hast du völlig Recht. Und das Wahlrecht wurde auch erst nach der Revolution von 1848 eingeführt.
Die Ideen der Aufklärung sahen vor, dass es eine Gewaltenteilung gibt zwischen Legislative, Exekutive und Judikative. Ein Parlament gab es aber nicht in Preußen zur Zeit von Friedrich II, sondern nur Berater. Friedrich war Gesetzgeber und Herrscher in einer Person. Auch von einer unabhängigen Justiz kann keine Rede sein, denn der weitaus größte Teil der Bevölkerung unterstand der Gutsherrschaft. In diesem System war der Bauer seinem Grundherrn völlig ausgeliefert, denn dieser war Grundherr, Leibherr, Gerichtsherr, Polizeiherr und Kirchenherr in einer Person. Ohne Genehmigung durfte ein Bauer das Land nicht verlassen oder heiraten. Er hatte zahlreiche Frondienste zu leisten. Der Junker war nicht nur Polizeichef, sondern gleichzeitig auch Richter für die meisten Justizfälle. Es ist reiner Hohn, wenn Friedrich sagt, das sich der König nicht in die Urteilssprechung einmischen sollte, denn auf dem Land wagte ohnehin keiner, dem Grundherrn, der auch gleichzeitig Richter war, zu widersprechen. Das System funktionierte von allein. Der Junker konnte alle möglichen Strafen verhängen, Prügelstrafen, Freiheitsstrafen usw.
Mit Menschenrechten hat dies alles nichts zu tun.

Friedrich war in religiösen Angelegenheiten tolerant, weil ihn Religion nicht interessierte und das Land durch die drei von ihm provozierten Kriege einen fürchterlichen Aderlass an Menschen und Material erleiden musste. Deshalb war ihm jeder Recht, der kam, aber niemand wird Preuße denn aus Not, sagten die Leute schon damals.

Friedrich wollte mit seinem System die alte Ständeordnung bewahren und die Privilegien der Junkerkaste erhalten. Preußen gehörte im 18. Jahrhundert im internationalen Vergleich zu den politisch und wirtschaftlich rückständigen Staaten, wenn man sich England, Holland oder die entstehende USA ansieht.

Betrachtet man Friedrich als Politiker, hat er viel gemeinsam mit Machiavellis Fürsten, den er in einem Briefwechsel mit Voltaire in frühen Jahren kritisierte. Dieser Briefwechsel wurde später als Anti-Machiavelli bekannt, durfte aber in Preußen nicht verkauft werden, weil es sich hier um eine Jugendtorheit des Königs handelte und erschien deshalb im Ausland. Tatsächlich verhielt sich Friedrich später so, wie es Machiavelli von einem Fürsten erwartete. Kalt, berechnend, auf Machterhalt bedacht, Gleichgültigkeit gegenüber Religionen, die für den Italiener nur Mittel zur Machtbehauptung waren. Insofern hat er viel von der kalten politischen Algebra dieses Theoretikers der Renaissance gelernt.

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von dieter » 08.01.2014, 09:43

Karlheinz hat geschrieben:[Unter Friedrich gab es noch die Leibeigenschaft und die Zünfte, Institutionen, die in England und Holland längst der Vergangenheit angehörten. In diesen beiden Ländern existierten bereits Parlamente und die Herrschaft der Monarchen wurde durch sie eingeschränkt. Preußen war noch immer absolutistisch, auch wenn der sich „aufgeklärter Absolutismus“ nannte und in der Tischrunde gelehrte Gespräche geführt wurden. Nein, die Wurzel der Demokratie war Preußen bestimmt nicht.
Lieber Karlheinz,
Du hast leider Recht. In Preußen gab es auch bis 1918 das Dreiklassenwahlrecht. :wink:

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von ehemaliger Autor K. » 07.01.2014, 16:45

Spartaner:
Ich hatte Darwin nur als Beispiel herangezogen, um zu zeigen, dass es in der Biologie Regelmäßigkeiten gibt, nicht aber, das wir diese auf die kulturelle Evolution einfach übertragen könnten. Die funktioniert sicherlich ganz anders. Um das herauszubekommen, bemühen sich Philosophen, Soziologen, Historiker, Ökonomen usw.

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von Spartaner » 07.01.2014, 16:25

Karlheinz hat geschrieben:
Barbarossa:
Ich sehe das etwas anders (Meine Theorie). In der biologischen Evolution werden innerhalb einer Art unzählige Variationen produziert. Erfolgreich durchsetzen werden sich aber die, welche ihrer Umwelt am besten angepasst sind. Das Auswahlprinzip ist nicht zufällig. Das hat Charles Darwin gezeigt und hier können wir deshalb auch Entwicklungen beobachten.
Was die kulturelle Evolution zeigt: Auch hier hat es viele Entwicklungen gegeben und durchgesetzt hat sich bisher über viele Zwischenstufen das westliche Modell, welches sich totalitären Regimen wie Faschismus und Kommunismus oder auch früheren Formen wie dem Absolutismus oder was auch immer, als überlegen erwiesen hat. Meines Erachtens ist dies auch kein Zufall.

Wenn wir Darwins Gesetze in der menschlichen Gesellschaftsentwicklung berücksichtigen, müssen wir auch die Volterra-Gesetze der Populationsdynamik, in Räuber-Beute-Beziehungen berücksichtigen. Das erste Volterra - Gesetz beschäftigt sich mit der periodische Schwankung der Populationen . Kurze Erklärung: Die Individuenzahlen von Räuber und Beute schwanken bei ansonsten konstanten Bedingungen periodisch. Dabei folgen die Maxima der Räuberpopulation phasenverzögert denen der Beutepopulation. Beispiel: Wir haben ein Feld mit Gras, das von Marienkäfern und Blattläusen besetzt ist. Auf Grund des Gras- Bewuchses und der wenigen Marienkäfer ( Räuber) vermehren sich periodisch die Blattläuse (Beute). Vermehren sich die Blattläuse, können sich die Marienkäfer vermehren und die Blattläuse werden weniger . Werden die Blattläuse weniger, dann werden die Marienkäfer auch weniger. Anschließend können sich die Blattläuse wieder vermehren. So ist das in der Natur ein ständiges Wechselspiel.
Bezieht man den Menschen in die Volterra - Gesetze mit ein, so kommt das dritte Volterra - Gesetz zur Anwendung:
(schnelleres Wachstum der Beutepopulation) - Wird eine Räuber-Beute-Beziehung zeitlich begrenzt gestört so erholt sich die Beutepopulation schneller als die Räuberpopulation. Der Mensch als früheres Beute- Lebewesen hat in der heutigen Zeit keine natürlichen Feinde mehr . Er kann seine Vermehrung nur selbst begrenzen ,oder die Population der Menschen wird eines Tages durch Naturkatastrophen begrenzt , oder der Mensch findet als Räuber selbst keine Beute (Nahrung) mehr . Infolgedessen das einige Menschen verhungern, kann sich die Beute (Tier und Pflanzen) wieder erholen.

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von ehemaliger Autor K. » 07.01.2014, 15:24

Barbarossa:
Ich sehe das etwas anders (Meine Theorie). In der biologischen Evolution werden innerhalb einer Art unzählige Variationen produziert. Erfolgreich durchsetzen werden sich aber die, welche ihrer Umwelt am besten angepasst sind. Das Auswahlprinzip ist nicht zufällig. Das hat Charles Darwin gezeigt und hier können wir deshalb auch Entwicklungen beobachten.
Was die kulturelle Evolution zeigt: Auch hier hat es viele Entwicklungen gegeben und durchgesetzt hat sich bisher über viele Zwischenstufen das westliche Modell, welches sich totalitären Regimen wie Faschismus und Kommunismus oder auch früheren Formen wie dem Absolutismus oder was auch immer, als überlegen erwiesen hat. Meines Erachtens ist dies auch kein Zufall.
Allerdings, und hier weiche ich von Hegel ab: In der Zukunft kann es durchaus sein, das ganz andere Herrschaftsformen, welche das auch sein mögen, sich der Demokratie überlegen zeigen und sich dann durchsetzen. Aber das beweist auch nur, dass im Konkurrenzkampf der Systeme sich die Überlegenen durchsetzen, wir also hier auch Entwicklungen sehen können. Genauso wenig wie es in der Natur ein völliges Chaos gibt, es gibt die Naturgesetze in der Physik, der Chemie, der Biologie usw. so wenig gibt es ein völliges Chaos in der Gesellschaft. Das wir heute nicht mehr in der Steinzeit leben, ist nicht das Ergebnis einer Anhäufung von Zufällen. So etwas wäre ja nun auch wirklich erstaunlich und ich kenne auch keine wissenschaftliche Theorie, die so etwas postulieren würde, nicht einmal der Historismus behauptet dies so apodiktisch. Ich werde in den nächsten Wochen eine Reihe weiterer Theorien vorstellen.

Das sich die Ideen der Aufklärung durchsetzen konnten, ist das Ergebnis der Englischen Revolution, der Französischen Revolution, dem amerikanischen Unabhängigkeitskampf. Wir verdanken die Ideen Menschen wie Hobbes, Locke, Kant, Jefferson, Madison,Paine, Leibnitz, Fichte, Montesquieu, Diderot, den Begründern des Naturrechts und vielen anderen. Außerdem der Proklamation der Menschenrechte 1789, später sorgte der Code Napoleon dafür, das die Spielregeln der bürgerlichen Gesellschaft etabliert wurden.
Friedrich dem Großen verdanken wir dies alles sicherlich nicht. Hegel glaubte dies, er dachte in der preußischen Monarchie hätte sich der Weltgeist, die Vernunft realisiert. Aber es bedurfte erst der französischen Besetzung, den Reformern von Stein und Hardenberg, dass sich das archaische Staatswesen modernisieren konnte und Anschluss an die Entwicklung in der Welt fand.
Unter Friedrich gab es noch die Leibeigenschaft und die Zünfte, Institutionen, die in England und Holland längst der Vergangenheit angehörten. In diesen beiden Ländern existierten bereits Parlamente und die Herrschaft der Monarchen wurde durch sie eingeschränkt. Preußen war noch immer absolutistisch, auch wenn der sich „aufgeklärter Absolutismus“ nannte und in der Tischrunde gelehrte Gespräche geführt wurden. Nein, die Wurzel der Demokratie war Preußen bestimmt nicht.

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von Barbarossa » 06.01.2014, 18:41

Karlheinz hat geschrieben:Was du schreibst, ist in etwa das, was Hegel oder die Anhänger der Naturrechtslehre ja auch meinen, das die Entwicklung hin führt zu mehr Freiheit und zur Durchsetzung von Menschenrechten. Du beschreibst dies als einen kumulativen Prozess, nämlich durch das Aufeinanderwirken gesellschaftlicher Gruppen und unterscheidest dich damit eigentlich nicht wesentlich von Hegel. Er geht auch davon aus, das es in der Entwicklung der Menschheit Regelmäßigkeiten gibt und beschreibt diese, wenn auch sehr kompliziert und nicht so einfach nachvollziehbar...
Da bin ich mir gar nicht so sicher, weil ich eben nicht von einer "Gesetzmäßigkeit" ausgehe.
Karlheinz hat geschrieben:Der Historismus behauptet hingegen, jeder geschichtliche Vorgang ist einzigartig und man kann ihn nicht verallgemeinern oder daraus Entwicklungen ableiten.

Es ist die alte Frage von Zufall und Notwendigkeit. Beim wöchentlichen Lottospiel gibt es jedes Mal eine andere Zahlenfolge. Sie ist zufällig und nicht vorhersehbar. Würde aber immer die gleiche Zahlenfolge auftauchen, vermutet jeder dahinter eine Gesetzmäßigkeit.

Übertragen wir dies auf die Geschichte: wenn die Idee der Freiheit und Menschenrechte einmal im 18.Jahrhundert in Frankreich auftaucht und dann wieder spurlos verschwindet, wäre dies zufällig. Taucht sie aber danach immer wieder auf, an allen möglichen Orten und setzt sie sich dann weiter durch, kann dies kein zufälliges Ereignis mehr sein. Dahinter steckt eine Regelmäßigkeit und wir müssen die Ursachen hierfür ausfindig machen...
Ich glaube gar nicht, dass es sich bei der Idee der Freiheit und Menschenrechte um eine Regelmäßigkeit handelt. Vielmehr handelt es sich m. E. um eine Idee, die im 18. Jh. in Form der Aufklärung auftauchte und sich dann grenzüberschreitend ausbreitete. Insbesondere Voltaire (als Franzose) und Friedrich der Große (als preußischer König und damit Deutscher) haben hier große Vorarbeit geleistet. Und damit war die Aufkärung von Beginn an grenzüberschreitend. Allerdings scheint diese Bewegung nur das Christentum erfasst zu haben. An den Außengrenzen der christlichen Staaten hatte auch die Aufklärung ihre geographische Grenze.
Auch zeitlich lief die begonnene Entwicklung nicht geradlinig ab. So gab es (das ist jetzt meine Theorie) starke direkte Gegenbewegungen zur Aufklärung, womit vor allem die kommunistische und die faschistische/nationalsozialistische Bewegung zu nennen wären. Sie lehnten den Satz Fr. d. Gr. ("Jeder soll nach seiner Façon selig werden".) grundsätzlich ab und wollten statt dessen einen "neuen Menschen" gemäß ihrer Ideologie formen. Es hätte auch passieren können, dass sich eine dieser Bewegungen durchgesetzt hätte, dann wären Aufklärung und Humanismus als Bewegungen gescheitert und die Menscheit hätte sich gesellschaftlich und ideologisch in eine andere Richtung entwickelt. Nur weil sich die Idee der Freiheit und Menschenrechte weit genug ausgebreitet hat, konnte sie über die Gegenbewegungen triumpfieren. Das ist jedenfalls meine Meinung. Eine Regelmäßigkeit sehe ich jedenfalls auch hier nicht, denn ich sehe auch heute noch Gefahren für die freie Welt. Es ist gar nicht nur der Terror von Islamisten sondern auch Sekten wie z. B. Scientology oder auch die Kreationisten stellen eine Gefahr dar. Es hängt einzig vom Engagement der Gesellschaft ab, wie erfolgreich die Ideen der Aufklärung auch in Zukunft sein werden. Sicher oder gar gesetzmäßig ist in meinen Augen gar nichts, was gesellschaftliche Prozesse angeht.

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von Spartaner » 06.01.2014, 14:32

Die Wanderungen der Menschen in der Eiszeit in Europa und Asien dürften sich auch aus dem Zusammenspiel von endogenen und exogenen Ereignissen abgespielt haben. Eiszeitjäger waren auf fleischliche Nahrung angewiesen, weil sich Ackerbau auf den Frostböden nicht gewährleisten lies. Das Wild wanderte jahreszeitlich bedingt zum Weideland in den Süden, um der Frostgrenze auszuweichen und Nahrung ganzjährig zu finden. Diese Wildwanderungen entlang der Frost/Weidegrenze mussten die Eiszeitjäger in Nord -Südrichtung ebenfalls mitmachen, um nicht verhungern zu müssen.
Dadurch kamen die Eiszeitjäger wiederum mit anderen Menschensiedlungen in Kontakt, bzw. es kam zur Vermischung von Menschengruppen, was die genetische Widerstandsfähigkeit der Menschen in der Eiszeit gegen mögliche Krankheiten ,die wanderungsbedingt auftreten konnten, erhöhte. Nachteilig wirkte sich das natürlich auf die Tierwelt aus. Bekanntlich wurden die Mammuts durch die Eiszeitjäger ausgerottet, weil diese auf ständigen Fleischverzehr angewiesen waren, während das gleiche Schicksal dem Elefanten in Afrika (afrikanische Elefant) erspart blieb, weil die frühen Naturvölker auf andere Nahrungsmittel ausweichen konnten.

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von RedScorpion » 06.01.2014, 14:30

Erstmal danke an KH, der auf eine Frage antwortet, die hier im Forum vor ein paar Wochen aufkam. Auch wenn ich - wie könnte es anders sein - nicht alles teile, so kann man doch bei Gelegenheit zum einen oder anderen Punkt Stellung nehmen bzw. daran anknüpfen.

Bez. der Theorien des Untergang des Röm. Reichs werden allerdings, wenn ich das richtig sehe, die Entwicklungen der letzten 40 Jahre ausgespart.


LG

Re: Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

von ehemaliger Autor K. » 06.01.2014, 12:16

Barbarossa:
395 wurde das Römische Reich geteilt - das Westreich ging 80 Jahre später unter, das Ostreich existierte noch 1000 Jahre weiter. Warum? Das hat mehrere Ursachen.
Zum einen wurde das Westreich sehr viel stärker von Germanen und Hunnen bedrängt. Vor allem im Westreich wurden Germanen als Föderaten angesiedelt, die dann immer souveräner agierten.
Zum anderen ging das Westreich aber auch an inneren Zerwürfnissen zugrunde - ein militärisches und politisches Genie wie Aetius wurde einfach ermordet, nachdem er seine Schuldigkeit gegen die Hunnen getan hatte. Es war bei Leibe nicht der erste Mord an einem so mächtigen und zugleich erfolgreichen Heerführer und Politiker (siehe Caesar). Aber was bei Caesar noch zu verschmerzen war, weil das Reich noch in der Expansion begriffen war, bedeutete für das Westreich gut 500 Jahre später wahrscheinlich den endgültigen Todesstoß.
Das Ostreich erholte sich hingegen wieder und konnte zu einem damals modernen Feudalstaat reformiert werden.
Über die Ursachen für den Untergang des Römischen Imperiums gibt es viele Theorien. Einige davon habe ich in einem Aufsatz zusammengefasst und vorgestellt.

http://geschichte-wissen.de/antike/35-d ... riums.html

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