von ehemaliger Autor K. » 29.11.2013, 16:33
Das ewige Leben wird ein ewiger Traum bleiben, doch er wurde oft geträumt. Schon in der wahrscheinlich ältesten Geschichte der Welt, dem Gilgamesch-Epos, versucht der grausame Herrscher von Uruk, die Unsterblichkeit zu erlangen. Auf der Götterinsel „Land der Seligen“ lebt angeblich der einzige Mensch, der nicht sterblich ist. Gilgamesch muss eine Prüfung absolvieren, um ebenfalls ewig leben zu können, doch er scheitert daran. Immerhin, der Mann nennt dem Herrscher eine Pflanze, deren Verzehr Unsterblichkeit verleiht. Gilgamesch findet diese auch, verliert sie aber wieder. Enttäuscht kehrt der Protagonist zurück nach Uruk und beschließt, sich durch gute Taten Im Gedächtnis der Menschen unsterblich zu machen und lässt die Stadt durch eine Mauer befestigen. Der Tyrann wird zum Wohltäter.
Geradezu besessen vom ewigen Leben und der Furcht vor dem Tod, war der erste chinesische Kaiser, Shi Huangdi (260-210 v.Chr.). Im ganzen Land lässt er nach Pflanzen und Essenzen suchen, die ihm dies ermöglichen sollen. Man verordnet ihm eine Mixtur, die Quecksilber enthält. Dies ist aber der sicherste Weg, um nicht nur das ewige Leben, sondern das Leben überhaupt zu zerstören. Schon mit 50 Jahren stirbt der grausame Despot. Um China zu vereinen, vergießt er Ströme von Blut, verbindet verschiedene Festungswerke zur chinesischen Mauer, baut überall Paläste im Land. Eine Armee aus Tonfiguren soll ihn vor der Rache seiner unzähligen Feinde im Jenseits schützen, falls sein Traum von der Unsterblichkeit nicht in Erfüllung gehen sollte.
Diktatoren bauen, um sich unsterblich zu machen. Falls es bei ihnen eine Gemeinsamkeit gibt, dann ist es die Überzeugung von der eigenen individuellen Bedeutsamkeit. Dies zeigt sich in ihrer Beharrlichkeit, so viele Spuren ihrer Existenz wie nur möglich zu hinterlassen, der Rest der Schöpfung soll atemlos danach verlangen, alles über sie zu erfahren, was nur möglich ist. Doch ihre Gier nach Macht führt sie oft an den Abgrund, oder besser gesagt, die Gier ist der Abgrund.
Ist die Unsterblichkeit nicht auf Erden zu bekommen, so doch im Jenseits. Nach dem Tod beginnt das ewige Leben in einer anderen Welt oder eine ständige Wiedergeburt. Das glauben jedenfalls viele Religionen.
Besonders exzessiv ist dieser Glaube bei den alten Ägyptern ausgeprägt, eine ganze Kultur lebt im Banne des jenseitigen Lebens. Dort ist es ihrer Ansicht nach nicht viel anders als in unserer Welt. Der Körper muss erhalten bleiben, wird mumifiziert, um in das Totenreich zu gelangen. Dies gelingt in der Regel meistens nur der Oberschicht. Am Fuß der Pyramiden spürt der Besucher etwas von diesem Glauben. Bei einem Besuch in Ägypten fahre ich ganz früh morgens nach Gizeh, um 6 Uhr in der Früh ist dort kein Mensch. Ich setze mich vor die Cheops Pyramide auf den Boden, blicke eine Stunde lang in die Wüste, über deren Dünen die Sonne aufgeht. Ich bin ganz allein, nirgendwo ein Mensch zu sehen, es gibt nur die Pyramiden, die Wüste, die Sonne und mich. Ein spiritueller Moment, auch für mich als Ungläubigen. Ich spüre, jetzt ist die Ewigkeit, jetzt, genau jetzt, an diesem Ort, dieses Bauwerk aus uralter Zeit, es vermittelt den Eindruck von Unsterblichkeit, eine Vorstellung von der Unendlichkeit des Seins.
Eintagsfliegen leben, anders als ihr Name vermuten lässt, öfters bis zu einer Woche, selten länger, Blauwale im Durchschnitt 90 Jahre, Galapagos-Riesenschildkröten 300 Jahre. Die Evolution hat manche Tiere zu langem, andere zu kurzem Leben bestimmt, ewiges Leben ist nicht eingeplant.
In der Bundesrepublik erreichen neugeborene Jungen ein Durchschnittsalter von 77 Jahren, neugeborene Mädchen von 82 Jahren. Diese Zahlen erhält man, in dem jetzige Verhältnisse extrapoliert werden. Untersuchungen zeigen, dass Menschen aus reicheren Schichten im Durchschnitt 10 Jahre älter werden, als die aus ärmeren Bevölkerungsgruppen. Dieser Gegensatz wird weltweit noch krasser, Menschen in ärmeren Ländern leben kürzer, als die in reicheren Staaten.
Wird es bald eine neue Form des Klassenkonfliktes geben? Langlebige Reiche gegen kurzlebige Arme? In manchen Science-Fiction-Filmen wird dies bereits antizipiert: Wohlhabende kaufen sich Organe von den Armen, wenn es ihre eigenen nicht mehr machen. Oder schlimmer, Menschen werden getötet, um deren Organe zu bekommen. Oder die Reichen lassen von sich Klone herstellen, die als Ersatzteillager dienen. Auf diese Weise können sie ihr Leben ständig verlängern. Dieser Alptraum könnte vielleicht schon bald Wirklichkeit werden.
Wie alt kann man auf diese Weise werden? 300 Jahre? 400 Jahre? 1.000 Jahre? Was hat das für Konsequenzen für die Entwicklung der Menschheit? Wie auch immer, Unsterblichkeit lässt sich auch so nicht herstellen.
Irgendwann wird man wie Gilgamesch erkennen, dass man nur in seinen Werken im Gedächtnis der Menschheit bleibt, nicht aber als Individuum dauerhaft existiert. Die Menschen sind nicht von der Evolution für ewiges Leben bestimmt und können die Natur auch nicht auf Dauer überlisten. Aber vielleicht können ihre Erzeugnisse überdauern. In dem Film von Steven Spielberg „Künstliche Intelligenz“, sind es humanoide Roboter, die äußerlich Menschen gleichen, die „Mechas“, die alles überleben. Sie altern nicht, sie funktionieren. Als in einer fernen Zukunft Aliens die Erde besuchen, finden sie nur noch die „Mechas“ vor, die ihnen über ihre Erbauer berichten.
Oder können sich die Menschen in „Mechas“ verwandeln? Ihr gesamtes Wissen in eine Maschine transportieren und sich weiterhin ihrer Individualität bewusst sein? Aber wären das dann noch Menschen?
[i]Das ewige Leben wird ein ewiger Traum bleiben, doch er wurde oft geträumt. Schon in der wahrscheinlich ältesten Geschichte der Welt, dem Gilgamesch-Epos, versucht der grausame Herrscher von Uruk, die Unsterblichkeit zu erlangen. Auf der Götterinsel „Land der Seligen“ lebt angeblich der einzige Mensch, der nicht sterblich ist. Gilgamesch muss eine Prüfung absolvieren, um ebenfalls ewig leben zu können, doch er scheitert daran. Immerhin, der Mann nennt dem Herrscher eine Pflanze, deren Verzehr Unsterblichkeit verleiht. Gilgamesch findet diese auch, verliert sie aber wieder. Enttäuscht kehrt der Protagonist zurück nach Uruk und beschließt, sich durch gute Taten Im Gedächtnis der Menschen unsterblich zu machen und lässt die Stadt durch eine Mauer befestigen. Der Tyrann wird zum Wohltäter.
Geradezu besessen vom ewigen Leben und der Furcht vor dem Tod, war der erste chinesische Kaiser, Shi Huangdi (260-210 v.Chr.). Im ganzen Land lässt er nach Pflanzen und Essenzen suchen, die ihm dies ermöglichen sollen. Man verordnet ihm eine Mixtur, die Quecksilber enthält. Dies ist aber der sicherste Weg, um nicht nur das ewige Leben, sondern das Leben überhaupt zu zerstören. Schon mit 50 Jahren stirbt der grausame Despot. Um China zu vereinen, vergießt er Ströme von Blut, verbindet verschiedene Festungswerke zur chinesischen Mauer, baut überall Paläste im Land. Eine Armee aus Tonfiguren soll ihn vor der Rache seiner unzähligen Feinde im Jenseits schützen, falls sein Traum von der Unsterblichkeit nicht in Erfüllung gehen sollte.
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[i]Diktatoren bauen, um sich unsterblich zu machen. Falls es bei ihnen eine Gemeinsamkeit gibt, dann ist es die Überzeugung von der eigenen individuellen Bedeutsamkeit. Dies zeigt sich in ihrer Beharrlichkeit, so viele Spuren ihrer Existenz wie nur möglich zu hinterlassen, der Rest der Schöpfung soll atemlos danach verlangen, alles über sie zu erfahren, was nur möglich ist. Doch ihre Gier nach Macht führt sie oft an den Abgrund, oder besser gesagt, die Gier ist der Abgrund.
Ist die Unsterblichkeit nicht auf Erden zu bekommen, so doch im Jenseits. Nach dem Tod beginnt das ewige Leben in einer anderen Welt oder eine ständige Wiedergeburt. Das glauben jedenfalls viele Religionen.
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[i]Besonders exzessiv ist dieser Glaube bei den alten Ägyptern ausgeprägt, eine ganze Kultur lebt im Banne des jenseitigen Lebens. Dort ist es ihrer Ansicht nach nicht viel anders als in unserer Welt. Der Körper muss erhalten bleiben, wird mumifiziert, um in das Totenreich zu gelangen. Dies gelingt in der Regel meistens nur der Oberschicht. Am Fuß der Pyramiden spürt der Besucher etwas von diesem Glauben. Bei einem Besuch in Ägypten fahre ich ganz früh morgens nach Gizeh, um 6 Uhr in der Früh ist dort kein Mensch. Ich setze mich vor die Cheops Pyramide auf den Boden, blicke eine Stunde lang in die Wüste, über deren Dünen die Sonne aufgeht. Ich bin ganz allein, nirgendwo ein Mensch zu sehen, es gibt nur die Pyramiden, die Wüste, die Sonne und mich. Ein spiritueller Moment, auch für mich als Ungläubigen. Ich spüre, jetzt ist die Ewigkeit, jetzt, genau jetzt, an diesem Ort, dieses Bauwerk aus uralter Zeit, es vermittelt den Eindruck von Unsterblichkeit, eine Vorstellung von der Unendlichkeit des Seins.
Eintagsfliegen leben, anders als ihr Name vermuten lässt, öfters bis zu einer Woche, selten länger, Blauwale im Durchschnitt 90 Jahre, Galapagos-Riesenschildkröten 300 Jahre. Die Evolution hat manche Tiere zu langem, andere zu kurzem Leben bestimmt, ewiges Leben ist nicht eingeplant.[/i]
[i]In der Bundesrepublik erreichen neugeborene Jungen ein Durchschnittsalter von 77 Jahren, neugeborene Mädchen von 82 Jahren. Diese Zahlen erhält man, in dem jetzige Verhältnisse extrapoliert werden. Untersuchungen zeigen, dass Menschen aus reicheren Schichten im Durchschnitt 10 Jahre älter werden, als die aus ärmeren Bevölkerungsgruppen. Dieser Gegensatz wird weltweit noch krasser, Menschen in ärmeren Ländern leben kürzer, als die in reicheren Staaten.
Wird es bald eine neue Form des Klassenkonfliktes geben? Langlebige Reiche gegen kurzlebige Arme? In manchen Science-Fiction-Filmen wird dies bereits antizipiert: Wohlhabende kaufen sich Organe von den Armen, wenn es ihre eigenen nicht mehr machen. Oder schlimmer, Menschen werden getötet, um deren Organe zu bekommen. Oder die Reichen lassen von sich Klone herstellen, die als Ersatzteillager dienen. Auf diese Weise können sie ihr Leben ständig verlängern. Dieser Alptraum könnte vielleicht schon bald Wirklichkeit werden.
Wie alt kann man auf diese Weise werden? 300 Jahre? 400 Jahre? 1.000 Jahre? Was hat das für Konsequenzen für die Entwicklung der Menschheit? Wie auch immer, Unsterblichkeit lässt sich auch so nicht herstellen.
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[i]Irgendwann wird man wie Gilgamesch erkennen, dass man nur in seinen Werken im Gedächtnis der Menschheit bleibt, nicht aber als Individuum dauerhaft existiert. Die Menschen sind nicht von der Evolution für ewiges Leben bestimmt und können die Natur auch nicht auf Dauer überlisten. Aber vielleicht können ihre Erzeugnisse überdauern. In dem Film von Steven Spielberg „Künstliche Intelligenz“, sind es humanoide Roboter, die äußerlich Menschen gleichen, die „Mechas“, die alles überleben. Sie altern nicht, sie funktionieren. Als in einer fernen Zukunft Aliens die Erde besuchen, finden sie nur noch die „Mechas“ vor, die ihnen über ihre Erbauer berichten.
Oder können sich die Menschen in „Mechas“ verwandeln? Ihr gesamtes Wissen in eine Maschine transportieren und sich weiterhin ihrer Individualität bewusst sein? Aber wären das dann noch Menschen?
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