von dieter » 24.07.2013, 11:49
JetLeechan hat geschrieben:dieter hat geschrieben:
Lieber JetLeechan,
leider wird die Spanne zwischen arm und reich in unserem Land immer größer, dass ist aber Folge des Kapitalismus, der seine Leute nicht rechtzeitig ausgebildet hat. In der Zeit, da unser Sohn Maschinenbau studierte wurde ihm von allen Seiten abgeraten, errang den 1. Preis der FH Frankfurt/M. im Jahre 2000. Heute ist er, nachdem er von Siemens weggegangen ist ein Verhandlungspartner für China, Rußland und Frankreich, war auch schon in diesen Ländern.
Man muß seinen Weg selbst finden, gönne jedem das Seine, aber die kleinen Beamten können für diese Mißstände nichts.
Lieber Dieter,
ich habe kein Problem mit Beamten und gönne jedem gerne seine Pension. Es ist meines Erachtens auch weniger das Problem, dass die Beamten zu viel, als das "normale" Rentner zu wenig bekommen. Und da muss man sich die Frage stellen, warum die Arbeit eines Beamten mehr wert sein soll, als die von normalen Arbeitnehmern.
Im Übrigen ist der Kapitalismus keine unsichtbare Macht, die die Fäden der Welt in der Hand hält, genausowenig wie "Märkte" von unsichtbaren Händen regiert werden, wie es uns von neoliberaler Seite eingetrichtert wird. Das Deinem Sohn ein erfolgreiches Maschinenbau-Studium geglückt ist, ist hervorragend, aber er kommt aus einer bildungsnahen Familie, durch die er an das Thema Ausbildung/Studium herangeführt wurde.
Das gilt allerdings nicht für die Mehrheit der Menschen. Wer aus armen und/oder bildungsfernen Familien kommt, ist benachteiligt. Ein Studium zu absolvieren ist nicht einfach, wenn man kein Geld hat, und BAFöG und Co. stellen Erschwernisse dar, auch wenn es sehr gute Hilfsmaßnahmen sind. Viel schwerer wiegt nach meiner Erfahrung aber ein bildungsfernes Elternhaus. Wenn man schon in der Schule immer hinterher hinkte, weil die Eltern einem nie etwas beibrachten, der wird eher nicht studieren oder mit weniger Erfolg, denn was in der Kindheit versäumt wurde, lässt sich nur schwer nachholen. Ich bin selbst der erste Student in meiner Familie, und auch wenn ich relativ viel Mitbekommen habe, waren deutlich Lücken zu spüren zu meinen Kommilitonen, die mehr "standartwissen" mitbekommen haben. Am schwersten aber wiegt, dass man in den unteren Schichten kaum eine Vorstellung davon hat, wie man Karriere machen kann. Da heisst es dann: "Junge, geh studieren!" oder "Mach ne Ausbildung." Viele Studenten aus gehobeneren Kreisen haben genaue vorstellungen, wie sie ihre, wenn auch noch vagen, Ziele erreichen können, jedenfalls bessere, als die, deren Eltern da keinen blassen Schimmer von haben.
Daraus ergibt sich - und das schon seit Jahrzehnten - ein soziale Asymmetrie bei den Bildungschancen vor deren Hintergrund das Gefasel von wegen: "Jeder hat eine chance, jeder kann es schaffen" leider zu Karikatur verkommt.
Ich gönne Dir Deine Pension und ich gönne Deinem Sohn seine Karriere, ernsthaft, und ich möchte auch nichts an Euren Leistungen rütteln, aber jemandem, der aufgrund seiner Geburt nicht die gleichen Chancen hat wie andere sie haben zu sagen, jeder ist seines Glückes Schmied, spricht leider von Unkenntnis der Lage.
Und das ist kein Hirngespinst von mir oder eine persönliche Anekdote, sondern wird seit Jahren kritisiert:
http://www.dw.de/bildungschancen-nicht- ... a-16902928
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 87422.html
Lieber JetLeechan,
im Prinzip hast Du natürlich recht. Wobei das mit den Bildungsfernen Schichten auch so eine Sache ist. Ich persönlich hatte nur Mittlere Reife und dann Aufstiegsbeamter bei der LVA Hessen, heute Deutsche Rentenversicherung, meine liebe Frau hat nur eine Volksschulausbildung hat dann Verkäuferin gelernt und war dann Verkäuferin. Ich brauchte drei Verwaltungsprüfungen und 10 Jahre Dienst, bis ich endlich Inspektor war. In der heutigen Zeit wäre ich mit Mittlerer Reife höchstens Schlosser, Schreiner oder Schmied geworden.
(Vorsicht, Ironie) Durch den Mangel an Fachkräften war es meiner Frau und meiner Wenigkeit möglich, aufgrund des Krieges und der Nachkriegszeit aufzusteigen.
Meine liebe Frau kümmerte sich tagsüber um die Hausaufgaben unsereres Sohnes und ich habe am Wochenende mit ihm für die Klassenarbeiten der folgenden Woche gelernt. Wir waren mit ihm auch zum logopäden, da er keine Zischlaute aussprechen konnte, also s, sch, z.
Wir haben keinen Elternabend oder eine Elternsprechstunde in den Schulen unsers Sohnes versäumt, nur einmal war ich wegen meiner Prostatageschichte im Krankenhaus, da mußte meine Frau alleine hin. Die Lehrer sollten sehen, dass wir uns kümmern.
Anders war es bei den vielen Migranten, die kamen nicht zu Elternabenden, vielleicht wegen mangelnder Sprachkenntnis, wobei wir eine griechische Gastwirtsfrau zur stellvertretenden Elternsprecherin gewählt hatte, die entnervt nach einem Vierteljahr aufgab.
Du hast recht, die konnten ihren Kindern nicht helfen. Ich habe in den 13 jahren unsers Sohnes leider kein türkisches Kind erlebt, dass das Abi geschafft hat. Der Freund unsers Sohnes ein Türke fiel leider beim Abi durch, ob er das nächstes Jahr nochmal versucht hat, weiß ich nicht, da unser Sohn seinen Ersatzdienst machte und dann studierte.
Ja es stimmt schon die reichen Eltern bei uns in der Klasse (Apfelweinfabikant) haben versucht unsern Sohn nach vier Jahre in ihre Schule zu lotsen, da wir die privaten Verhältnisse von ihnen und anderen Reichen kannten, ist unser Sohn auf eine additive Gesamtschule gekommen mit Haupschul, Realschul und Gymnasialzweig, das war uns lieber, als dass unser Sohn den Bernhardiner mit dem Rumfässchen für die Reichen spielen sollte.
(Vorsicht, Ironie)
[quote="JetLeechan"][quote="dieter"]
Lieber JetLeechan,
leider wird die Spanne zwischen arm und reich in unserem Land immer größer, dass ist aber Folge des Kapitalismus, der seine Leute nicht rechtzeitig ausgebildet hat. In der Zeit, da unser Sohn Maschinenbau studierte wurde ihm von allen Seiten abgeraten, errang den 1. Preis der FH Frankfurt/M. im Jahre 2000. Heute ist er, nachdem er von Siemens weggegangen ist ein Verhandlungspartner für China, Rußland und Frankreich, war auch schon in diesen Ländern.
Man muß seinen Weg selbst finden, gönne jedem das Seine, aber die kleinen Beamten können für diese Mißstände nichts. :wink:[/quote]
Lieber Dieter,
ich habe kein Problem mit Beamten und gönne jedem gerne seine Pension. Es ist meines Erachtens auch weniger das Problem, dass die Beamten zu viel, als das "normale" Rentner zu wenig bekommen. Und da muss man sich die Frage stellen, warum die Arbeit eines Beamten mehr wert sein soll, als die von normalen Arbeitnehmern.
Im Übrigen ist der Kapitalismus keine unsichtbare Macht, die die Fäden der Welt in der Hand hält, genausowenig wie "Märkte" von unsichtbaren Händen regiert werden, wie es uns von neoliberaler Seite eingetrichtert wird. Das Deinem Sohn ein erfolgreiches Maschinenbau-Studium geglückt ist, ist hervorragend, aber er kommt aus einer bildungsnahen Familie, durch die er an das Thema Ausbildung/Studium herangeführt wurde.
Das gilt allerdings nicht für die Mehrheit der Menschen. Wer aus armen und/oder bildungsfernen Familien kommt, ist benachteiligt. Ein Studium zu absolvieren ist nicht einfach, wenn man kein Geld hat, und BAFöG und Co. stellen Erschwernisse dar, auch wenn es sehr gute Hilfsmaßnahmen sind. Viel schwerer wiegt nach meiner Erfahrung aber ein bildungsfernes Elternhaus. Wenn man schon in der Schule immer hinterher hinkte, weil die Eltern einem nie etwas beibrachten, der wird eher nicht studieren oder mit weniger Erfolg, denn was in der Kindheit versäumt wurde, lässt sich nur schwer nachholen. Ich bin selbst der erste Student in meiner Familie, und auch wenn ich relativ viel Mitbekommen habe, waren deutlich Lücken zu spüren zu meinen Kommilitonen, die mehr "standartwissen" mitbekommen haben. Am schwersten aber wiegt, dass man in den unteren Schichten kaum eine Vorstellung davon hat, wie man Karriere machen kann. Da heisst es dann: "Junge, geh studieren!" oder "Mach ne Ausbildung." Viele Studenten aus gehobeneren Kreisen haben genaue vorstellungen, wie sie ihre, wenn auch noch vagen, Ziele erreichen können, jedenfalls bessere, als die, deren Eltern da keinen blassen Schimmer von haben.
Daraus ergibt sich - und das schon seit Jahrzehnten - ein soziale Asymmetrie bei den Bildungschancen vor deren Hintergrund das Gefasel von wegen: "Jeder hat eine chance, jeder kann es schaffen" leider zu Karikatur verkommt.
Ich gönne Dir Deine Pension und ich gönne Deinem Sohn seine Karriere, ernsthaft, und ich möchte auch nichts an Euren Leistungen rütteln, aber jemandem, der aufgrund seiner Geburt nicht die gleichen Chancen hat wie andere sie haben zu sagen, jeder ist seines Glückes Schmied, spricht leider von Unkenntnis der Lage.
Und das ist kein Hirngespinst von mir oder eine persönliche Anekdote, sondern wird seit Jahren kritisiert:
http://www.dw.de/bildungschancen-nicht-f%C3%BCr-jeden/a-16902928
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/faktencheck-zum-armuts-und-reichtumsbericht-der-bundesregierung-a-887422.html[/quote]
Lieber JetLeechan,
im Prinzip hast Du natürlich recht. Wobei das mit den Bildungsfernen Schichten auch so eine Sache ist. Ich persönlich hatte nur Mittlere Reife und dann Aufstiegsbeamter bei der LVA Hessen, heute Deutsche Rentenversicherung, meine liebe Frau hat nur eine Volksschulausbildung hat dann Verkäuferin gelernt und war dann Verkäuferin. Ich brauchte drei Verwaltungsprüfungen und 10 Jahre Dienst, bis ich endlich Inspektor war. In der heutigen Zeit wäre ich mit Mittlerer Reife höchstens Schlosser, Schreiner oder Schmied geworden. :wink: :mrgreen: (Vorsicht, Ironie) Durch den Mangel an Fachkräften war es meiner Frau und meiner Wenigkeit möglich, aufgrund des Krieges und der Nachkriegszeit aufzusteigen. :wink:
Meine liebe Frau kümmerte sich tagsüber um die Hausaufgaben unsereres Sohnes und ich habe am Wochenende mit ihm für die Klassenarbeiten der folgenden Woche gelernt. Wir waren mit ihm auch zum logopäden, da er keine Zischlaute aussprechen konnte, also s, sch, z. :wink: Wir haben keinen Elternabend oder eine Elternsprechstunde in den Schulen unsers Sohnes versäumt, nur einmal war ich wegen meiner Prostatageschichte im Krankenhaus, da mußte meine Frau alleine hin. Die Lehrer sollten sehen, dass wir uns kümmern.
Anders war es bei den vielen Migranten, die kamen nicht zu Elternabenden, vielleicht wegen mangelnder Sprachkenntnis, wobei wir eine griechische Gastwirtsfrau zur stellvertretenden Elternsprecherin gewählt hatte, die entnervt nach einem Vierteljahr aufgab. :roll:
Du hast recht, die konnten ihren Kindern nicht helfen. Ich habe in den 13 jahren unsers Sohnes leider kein türkisches Kind erlebt, dass das Abi geschafft hat. Der Freund unsers Sohnes ein Türke fiel leider beim Abi durch, ob er das nächstes Jahr nochmal versucht hat, weiß ich nicht, da unser Sohn seinen Ersatzdienst machte und dann studierte.
Ja es stimmt schon die reichen Eltern bei uns in der Klasse (Apfelweinfabikant) haben versucht unsern Sohn nach vier Jahre in ihre Schule zu lotsen, da wir die privaten Verhältnisse von ihnen und anderen Reichen kannten, ist unser Sohn auf eine additive Gesamtschule gekommen mit Haupschul, Realschul und Gymnasialzweig, das war uns lieber, als dass unser Sohn den Bernhardiner mit dem Rumfässchen für die Reichen spielen sollte. :wink: :mrgreen: (Vorsicht, Ironie)