von Barbarossa » 05.07.2013, 14:58
Ich schalte mich mal in die Diskussion ein.
Triton hat geschrieben:Ralph hat geschrieben:Wenn er weitsichtiger gewesen wäre, hätte er sich 1932 nicht mehr zur Wahl gestellt
Hätte das Hitler nicht die Reichspräsidentschaft gebracht?
[ Post made via Android ]
Meinste? Hitler hatte nie die Mehrheit der Stimmen in freien Wahlen und ein gemäßigter Kandidat, der auch für SPD-Wähler akzeptabel gewesen wäre, hätte sich doch am Ende durchgesetzt. Hindenburg musste doch zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft sterben könnte.
Kam nicht in der Doku, dass er sich nicht mehr das Brennholz fürn Winter leisten konnte, so Anfang der 20er? Hyperinflation eben.
Beste Grüße
Joerg
Die reale Möglichkeit eines Wahlsieges Hitlers bei der Reichspräsidentenwahl bestand tatsächlich. Hindenburg wollte in der Wahl tatsächlich nicht mehr antreten, wurde aber vom demokratischen und Teilen des rechten Lagers dazu gedrängt, um genau dieser Gefahr (einer Wahl Hitlers schon in der
Präsidentenwahl am 3. März/10. April 1932) zu begegnen.
Schaut man sich diese Wahl an, dann ist zu erkennen, daß Hindenburg der klare Favorit war. Er bekam im 1. Wahlgang 49,6 % und im 2. Wahlgang 53,1 % der abgegebenen Stimmen und lag damit jeweils vor Adolf Hitler, der 30,2 % bzw. 36,7 % der Stimmen erhielt. Das zeigt, daß Hitler durchaus ein Potential von zw. 30 und 40 % hatte.
Die Frage, was wäre gewesen, wenn Hindenburg nicht mehr angetreten wäre, ist natürlich hypothetisch. Klar ist, daß Hindenburg sowohl vom rechten Lager, als auch von den Demokraten (also auch von der SPD und vom Zentrum) unterstützt wurde. Der eigentliche Kandidat der Monarchisten, Theodor Duesterberg (Stahlhelm/DNVP), erhielt im 1. Wahlgang nur 6,8 % und zog danach seine Kandidatur zurück. Man darf also annehmen, daß ein Nichtantritt Hindenburgs zur Wahl dessen Lager zersplittert hätte. Die rechten/monarchistischen Wähler hätten Duesterberg gewählt - möglicherweise hätte aber auch Hitler noch mehr Stimmen erhalten. Ob sich die SPD und Zentrumspartei auf einen gemeinsamen Kandidaten hätten einigen können, ist unklar. Aber selbst dann hätte dieses Lager - legt man die
Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 zugrunde - nur etwa 34-38 % erhalten. Zudem stellt sich die Frage, wer der Kandidat dieses demokratischen Lagers hätte sein sollen. Wirkliche "Lichtgestalten" gab es dort eigentlich nicht mehr viele. Eine Möglichkeit wäre vielleicht eine nochmalige Kandidatur von
Wilhelm Marx (Zentrum) wie schon 1925 gewesen, wo dieser nur knapp an Hindenburg scheiterte (
1925: 45,3 % : 48,3 %). In diesem Fall wären die "Karten völlig neu gemischt" worden - schwer zu sagen, wie viele Stimmen dann z. B. Duesterberg erhalten hätte (möglicherweise aber auch nicht mehr - s. Reichstagswahl vom 31. Juli 1932: DNVP = 5,9 %), aber vor allem, wieviele Wähler aus dem zu dieser Zeit bereits sehr großen rechen Wählerpotential für Wilhelm Marx gestimmt hätten. Vor allem auf letzteres wäre es dann wohl angekommen.
Damit kann man wohl sagen, daß die Wahl von Hindenburg die reale Gefahr einer Wahl Hitlers schon im März/April 1932 verhinderte, letztlich muß man aber sagen, daß auch Hindenburg mit der Demokratie nicht viel im Sinn hatte. Er gab Papen Rückendeckung für den "Preußenschlag" 1932 und übergab Hitler am 30. Januar 1933 die Macht als Reichskanzler und war damit einer der Hauptakteure bei der Demontage der Demokratie. Daß die Demokraten (inkl. der SPD) 1932 Hindenburg bei der Wahl zum Reichspräsidenten unterstützten, beweist eigentlich schon die Schwäche dieses Lagers zu diesem Zeitpunkt.
Ich schalte mich mal in die Diskussion ein.
[quote="Triton"][quote="Ralph"][quote]Wenn er weitsichtiger gewesen wäre, hätte er sich 1932 nicht mehr zur Wahl gestellt[/quote]
Hätte das Hitler nicht die Reichspräsidentschaft gebracht?
[size=75][b][i][ Post made via Android ][/i][/b][/size] [img]http://geschichte-wissen.de/forum/images/mobile/Android.png[/img][/quote]
Meinste? Hitler hatte nie die Mehrheit der Stimmen in freien Wahlen und ein gemäßigter Kandidat, der auch für SPD-Wähler akzeptabel gewesen wäre, hätte sich doch am Ende durchgesetzt. Hindenburg musste doch zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft sterben könnte.
Kam nicht in der Doku, dass er sich nicht mehr das Brennholz fürn Winter leisten konnte, so Anfang der 20er? Hyperinflation eben.
Beste Grüße
Joerg[/quote]
Die reale Möglichkeit eines Wahlsieges Hitlers bei der Reichspräsidentenwahl bestand tatsächlich. Hindenburg wollte in der Wahl tatsächlich nicht mehr antreten, wurde aber vom demokratischen und Teilen des rechten Lagers dazu gedrängt, um genau dieser Gefahr (einer Wahl Hitlers schon in der [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_Juli_1932]Präsidentenwahl am 3. März/10. April 1932[/url]) zu begegnen.
Schaut man sich diese Wahl an, dann ist zu erkennen, daß Hindenburg der klare Favorit war. Er bekam im 1. Wahlgang 49,6 % und im 2. Wahlgang 53,1 % der abgegebenen Stimmen und lag damit jeweils vor Adolf Hitler, der 30,2 % bzw. 36,7 % der Stimmen erhielt. Das zeigt, daß Hitler durchaus ein Potential von zw. 30 und 40 % hatte.
Die Frage, was wäre gewesen, wenn Hindenburg nicht mehr angetreten wäre, ist natürlich hypothetisch. Klar ist, daß Hindenburg sowohl vom rechten Lager, als auch von den Demokraten (also auch von der SPD und vom Zentrum) unterstützt wurde. Der eigentliche Kandidat der Monarchisten, Theodor Duesterberg (Stahlhelm/DNVP), erhielt im 1. Wahlgang nur 6,8 % und zog danach seine Kandidatur zurück. Man darf also annehmen, daß ein Nichtantritt Hindenburgs zur Wahl dessen Lager zersplittert hätte. Die rechten/monarchistischen Wähler hätten Duesterberg gewählt - möglicherweise hätte aber auch Hitler noch mehr Stimmen erhalten. Ob sich die SPD und Zentrumspartei auf einen gemeinsamen Kandidaten hätten einigen können, ist unklar. Aber selbst dann hätte dieses Lager - legt man die [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_Juli_1932]Reichstagswahl vom 31. Juli 1932[/url] zugrunde - nur etwa 34-38 % erhalten. Zudem stellt sich die Frage, wer der Kandidat dieses demokratischen Lagers hätte sein sollen. Wirkliche "Lichtgestalten" gab es dort eigentlich nicht mehr viele. Eine Möglichkeit wäre vielleicht eine nochmalige Kandidatur von [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Marx]Wilhelm Marx (Zentrum)[/url] wie schon 1925 gewesen, wo dieser nur knapp an Hindenburg scheiterte ([url=http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Reichspraesidentenwahl_1925_Wahlgang_2_farbangepasst.jpg]1925: 45,3 % : 48,3 %[/url]). In diesem Fall wären die "Karten völlig neu gemischt" worden - schwer zu sagen, wie viele Stimmen dann z. B. Duesterberg erhalten hätte (möglicherweise aber auch nicht mehr - s. Reichstagswahl vom 31. Juli 1932: DNVP = 5,9 %), aber vor allem, wieviele Wähler aus dem zu dieser Zeit bereits sehr großen rechen Wählerpotential für Wilhelm Marx gestimmt hätten. Vor allem auf letzteres wäre es dann wohl angekommen.
Damit kann man wohl sagen, daß die Wahl von Hindenburg die reale Gefahr einer Wahl Hitlers schon im März/April 1932 verhinderte, letztlich muß man aber sagen, daß auch Hindenburg mit der Demokratie nicht viel im Sinn hatte. Er gab Papen Rückendeckung für den "Preußenschlag" 1932 und übergab Hitler am 30. Januar 1933 die Macht als Reichskanzler und war damit einer der Hauptakteure bei der Demontage der Demokratie. Daß die Demokraten (inkl. der SPD) 1932 Hindenburg bei der Wahl zum Reichspräsidenten unterstützten, beweist eigentlich schon die Schwäche dieses Lagers zu diesem Zeitpunkt.