von Balduin » 16.07.2014, 19:01
Ich habe "An unfinished life" gelesen, eine hervorragende Biographie.
JFK war das Produkt seines Vaters: Für seinen Bruder war eine politische Karriere vorgesehen - "Joe" war ein stattlicher, junger, ehrgeiziger und intelligenter Mann. Seinen Brüdern war physisch und intellektuell überlegen. Als Kampfflieger kämpfte er im 2. Weltkrieg - der Absturz seiner Maschine und sein Tod waren für die Familie ein Schock.
Der Ehrgeiz des Vaters Joseph P. Kennedy war enorm: Er selbst kämpfte noch immer damit, dass er aufgrund eigener Fehler nicht Präsident werden konnte. Als Joe, die große Hoffnung, starb, nahm John "Jack" die Stelle seines Bruders ein. Das war insofern schwierig, weil er an verschiedenen Krankheiten litt, monatelang ans Bett gefesselt war und auch damals nicht das gewinnende Charisma Joes hatte.
Den Kriegsdienst konnte JFK nur antreten, weil sein Vater seine Beziehungen spielen lies. Dass er sich bewährte und beim Untergang seines kommandierten Bootes noch mehrere Kameraden rettete, machte ihn zu einem Kriegshelden - ein nicht unerheblicher Fakt in seinem politischen Aufstieg.
Die Kennedys waren aber (wohl noch mehr als andere Clans) abgehoben: Geld spielte nie eine Rolle, Jack konnte in jungen Jahren die Welt bereisen und entwickelte überraschenderweise bei einem Besuch im noch jungen Nazi-Deutschland eine gewisse Sympathie für die Nationalsozialisten, die sich aber im weiteren Verlauf der Geschichte ins Gegenteil verkehrte. Bei seiner Abschlussarbeit in Harvard konnte er auf Dokumente aus der amerikanischen Botschaft in London zugreifen, den Umgang mit Geld hatten weder er noch seine Brüder wirklich gelernt (sein Bruder Robert "Bob" nahm Zeit seines Lebens nie einen Geldbeutel mit, wenn er außer Haus ging - Freunde würden für ihn zahlen und im Büro seines Vaters abrechnen). Die Kennedys waren für damalige Verhältnisse unermesslich reich, der Umgang mit Stars und Sternchen lag in den Genen - bereits der Vater hatte Affären mit Filmstars.
In der recht guten Fernsehserie "Die Kennedys" wird diese Abgehobenheit mit einer schönen Aussage von JFK beschrieben. Bei einer Wahlkampfveranstaltung vor Arbeitern, sagt der Vater zu JFK, er solle seine schwieligen Hände den Arbeitern zeigen, worauf der Sohn nur entgegnet, wie gut es sei, dass niemand wisse, dass die Schwielen vom Segeln kommen.
Ich denke auch die vielen Affären lassen sich mit den Krankheiten von JFK erklären. Er verschaffte sich Anerkennung, indem er viele Frauen eroberte. Zudem war sein Vater bereits ein notorischer Fremdgänger. Dank Geld, Macht, gutem Aussehen und Charme wurde er von den Frauen bewundert - jungen Frauen verdreht er den Kopf, bei älteren Frauen weckte er den Mutterinstinkt.
Das Unternehmen Kennedy arbeitete äußerst effizient... Politische und geschäftliche Beziehungen wurden gepflegt, ohne den Einsatz des Vaters wäre JFK nie Präsident geworden - eine Abhängigkeit war da natürlich vorprogrammiert. Er wollte seinen Bruder Bob nie zum Justizminister ernennen, auf die Intervention seines Vaters hin, tat er aber genau das.
Ein Vorteil dieser Erziehung und des Bewusstseins über den eigenen Status war aber, dass man vor Autoritäten und solche die meinten, sie seien welche, keinen Respekt hatte. So brüllte der Bruder Bob regelmäßig altgediente Militärs und Politiker nieder oder verhöhnte sie. Jeglicher Respekt ging bei der gescheiterten Kuba-Invasion verloren. Als es dann um Leben und Tod der Welt bei der Kuba-Krise ging, folgten sie selbstbewusst nicht den Empfehlungen der Militärs und lehnten einen Erstschlag ab.
Der frühe Tod hat JFK unsterblich gemacht, bei einer zweiten Amtszeit wäre er wahrscheinlich entzaubert geworden, wie Obama heute. Der frühe Tod passt aber zur Familie Kennedy, die einer griechischen Tragödie entstammen könnte.
Als Mensch interessanter finde ich seinen Bruder Robert F. Kennedy, der mit seinen gesellschaftspolitischen Ansätzen zu einem wirklich großen Präsidenten hätte werden können.
Ich habe "An unfinished life" gelesen, eine hervorragende Biographie.
JFK war das Produkt seines Vaters: Für seinen Bruder war eine politische Karriere vorgesehen - "Joe" war ein stattlicher, junger, ehrgeiziger und intelligenter Mann. Seinen Brüdern war physisch und intellektuell überlegen. Als Kampfflieger kämpfte er im 2. Weltkrieg - der Absturz seiner Maschine und sein Tod waren für die Familie ein Schock.
Der Ehrgeiz des Vaters Joseph P. Kennedy war enorm: Er selbst kämpfte noch immer damit, dass er aufgrund eigener Fehler nicht Präsident werden konnte. Als Joe, die große Hoffnung, starb, nahm John "Jack" die Stelle seines Bruders ein. Das war insofern schwierig, weil er an verschiedenen Krankheiten litt, monatelang ans Bett gefesselt war und auch damals nicht das gewinnende Charisma Joes hatte.
Den Kriegsdienst konnte JFK nur antreten, weil sein Vater seine Beziehungen spielen lies. Dass er sich bewährte und beim Untergang seines kommandierten Bootes noch mehrere Kameraden rettete, machte ihn zu einem Kriegshelden - ein nicht unerheblicher Fakt in seinem politischen Aufstieg.
Die Kennedys waren aber (wohl noch mehr als andere Clans) abgehoben: Geld spielte nie eine Rolle, Jack konnte in jungen Jahren die Welt bereisen und entwickelte überraschenderweise bei einem Besuch im noch jungen Nazi-Deutschland eine gewisse Sympathie für die Nationalsozialisten, die sich aber im weiteren Verlauf der Geschichte ins Gegenteil verkehrte. Bei seiner Abschlussarbeit in Harvard konnte er auf Dokumente aus der amerikanischen Botschaft in London zugreifen, den Umgang mit Geld hatten weder er noch seine Brüder wirklich gelernt (sein Bruder Robert "Bob" nahm Zeit seines Lebens nie einen Geldbeutel mit, wenn er außer Haus ging - Freunde würden für ihn zahlen und im Büro seines Vaters abrechnen). Die Kennedys waren für damalige Verhältnisse unermesslich reich, der Umgang mit Stars und Sternchen lag in den Genen - bereits der Vater hatte Affären mit Filmstars.
In der recht guten Fernsehserie "Die Kennedys" wird diese Abgehobenheit mit einer schönen Aussage von JFK beschrieben. Bei einer Wahlkampfveranstaltung vor Arbeitern, sagt der Vater zu JFK, er solle seine schwieligen Hände den Arbeitern zeigen, worauf der Sohn nur entgegnet, wie gut es sei, dass niemand wisse, dass die Schwielen vom Segeln kommen.
Ich denke auch die vielen Affären lassen sich mit den Krankheiten von JFK erklären. Er verschaffte sich Anerkennung, indem er viele Frauen eroberte. Zudem war sein Vater bereits ein notorischer Fremdgänger. Dank Geld, Macht, gutem Aussehen und Charme wurde er von den Frauen bewundert - jungen Frauen verdreht er den Kopf, bei älteren Frauen weckte er den Mutterinstinkt.
Das Unternehmen Kennedy arbeitete äußerst effizient... Politische und geschäftliche Beziehungen wurden gepflegt, ohne den Einsatz des Vaters wäre JFK nie Präsident geworden - eine Abhängigkeit war da natürlich vorprogrammiert. Er wollte seinen Bruder Bob nie zum Justizminister ernennen, auf die Intervention seines Vaters hin, tat er aber genau das.
Ein Vorteil dieser Erziehung und des Bewusstseins über den eigenen Status war aber, dass man vor Autoritäten und solche die meinten, sie seien welche, keinen Respekt hatte. So brüllte der Bruder Bob regelmäßig altgediente Militärs und Politiker nieder oder verhöhnte sie. Jeglicher Respekt ging bei der gescheiterten Kuba-Invasion verloren. Als es dann um Leben und Tod der Welt bei der Kuba-Krise ging, folgten sie selbstbewusst nicht den Empfehlungen der Militärs und lehnten einen Erstschlag ab.
Der frühe Tod hat JFK unsterblich gemacht, bei einer zweiten Amtszeit wäre er wahrscheinlich entzaubert geworden, wie Obama heute. Der frühe Tod passt aber zur Familie Kennedy, die einer griechischen Tragödie entstammen könnte.
[b]Als Mensch interessanter finde ich seinen Bruder Robert F. Kennedy, der mit seinen gesellschaftspolitischen Ansätzen zu einem wirklich großen Präsidenten hätte werden können.[/b]