von Barbarossa » 08.05.2012, 22:04
Ein paar Anmerkungen:
Dietrich hat geschrieben:...Der Wanenkampf wird als symbolisches Abbild der Auseinandersetzung von indogermanischen Völkerschaften mit den alteingesessenen Bauern der Megalithkultur gedeutet. Diese Sichtweise ist natürlich hochspekulativ und nicht beweisbar, doch halte ich ein solch hypothetisches Gedankenmodell für überaus interessant.
Nimmt man einmal an, die Auseinandersetzung von Indogermanen (oder Indoeuropäern) und Megalithbauern hätte sich zugetragen, so findet man in den bäuerlichen und friedlichen Fruchtbarkeitsgöttern der Wanen (Freia, Froh, Njörd, Gullweig) und denen der kriegerischen Asen ihre jeweiligen Vertreter. Die eingesessene Bevölkerung muss trotz ihrer Unterwerfung noch so stark gewesen sein, dass einige ihrer Götter in den Götterhimmel der Asen aufgenommen wurden. Man muss sich das freilich als einen langsamen Prozess vorstellen, der vermutlich hunderte von Jahren währte.
Ebenso werden auch die Indogermanen die ansässige Bevölkerung nicht auf einen Schlag unterworfen haben, sondern es ist wohl von einem längeren Prozess auszugehen, der schließlich zu einer Verschmelzung beider Bevölkerungsgruppen führte. Was sich also im Mythos des Wanenkriegs blitzschnell abspielte, war vermutlich in Wirklichkeit von längerer Dauer.
Andere Fruchtbarkeitsgötter der Wanen, die sich nicht behaupten konnten, sind vermutlich zu Hexen oder Dämonen abgesunken, wie vielleicht die Korn- und Roggenmuhme, Frau Holle usw.
In der Ynglingssage der Edda kaommt das ganze Geschehen gut zum Ausdruck. Der Wanenkrieg bleibt nämlich unentschieden und man tauscht Geiseln aus: Die Asen stellen Hönir und Mimir, die Wanen Njörd und Freyr.
...
Man muss jedoch immer wieder betonen, dass das alles spekulativ und nicht beweisbar ist. Es ist ein hübsches Gedankengebäude und es bleibt jedem überlassen, diese Hypothese als wahrscheinlich oder aber höchst abseitig einzuschätzen.
und aus einem anderen Pfad noch folgendes Zitat:
Paul hat geschrieben:...Selbst die germanische Mythologie deutet die Verschmelzung zweier Völker an, indem die 2 Göttergeschlechter der Asen und Wanen geschildert werden.
Quelle:
http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 514#p11514
Wie Dietrich bereits schrieb, ist die Bedeutung des Wanenkrieges, der in der Edda erwähnt wird, sehr umstritten. Die Edda wurde um 1220 n. Chr. niedergeschrieben, zu einer Zeit, als sich Mythen und auch die Namen der Gottheiten längst sprachliche Veränderungen durchgemacht haben. Seit der (angenommenen) Verschmelzung der angesprochenen Völker sind bis zu diesem Zeitpunkt mindestens 3000-4000 Jahre vergangen. Wieviel in dieser langen Zeit durch die bis dahin ausschließlich mündlichen Erzählungen überliefert war, kann man nur spekulieren.
Ich habe auch einmal von einer weiteren Theorie gelesen, daß es sich beim Wanenkrieg auch um einen sozialen Umwälzungsprozeß gehandelt haben könnte. Dieser fand tatsächlich statt, und zwar in der jüngeren Bronzezeit. Hier entwickelten die Gesellschaften verstärkt hierarchische Strukturen - siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeit ... Bronzezeit
Im Magazin P.M. habe ich gelesen, daß sich dieser Umwälzungsprozeß eine längere Zeit hinzog und sich gewaltsam vollzog. (Ich hab das Heft gesucht, aber leider bisher nicht gefunden.)
Könnte das nicht auch eine mögliche Quelle für den mythologischen Wanenkrieg sein? Ein Krieg arm gegen reich?
In diesem Fall würden wir auch über eine Zeit reden, die nicht ganz so lange Zeit her war, nämlich von 1300 v. Chr. bis 800 v. Chr.
Dietrich hat geschrieben:Dass Odin als Oberhaupt der Asen schließlich die Wanengöttin Freyja heiratet, zeigt symbolisch die Verschmelzung beider Bevölkerungsschichten, aber auch die Tatsache, dass der unterlegene Bevölkerungsteil weiterhin eine wichtige kulturelle Rolle spielte und sich seine Götter nicht ohne weiteres komlett unterdrücken ließen.
Freya war nicht die Frau von Odin, sondern Frigg. richtig ist aber, daß es zu einem mythologischen Ausgleich zwischen Asen und Wanen kam, zum einen mit dem Austausch von Geiseln, wie du richtig schriebst und zum anderen mit der Aufteilung der im Kampf gestorbenen. Eine Hälfte kam zu Odin nach Walhall, die andere Hälfte kam zu Freya.
Die Freya aus der Edda gab es auch nur im nordischen Raum, wärend vom Kontinent eine Göttin namens Frija bekannt ist.
Ein paar Anmerkungen:
[quote="Dietrich"]...Der Wanenkampf wird als symbolisches Abbild der Auseinandersetzung von indogermanischen Völkerschaften mit den alteingesessenen Bauern der Megalithkultur gedeutet. Diese Sichtweise ist natürlich hochspekulativ und nicht beweisbar, doch halte ich ein solch hypothetisches Gedankenmodell für überaus interessant.
Nimmt man einmal an, die Auseinandersetzung von Indogermanen (oder Indoeuropäern) und Megalithbauern hätte sich zugetragen, so findet man in den bäuerlichen und friedlichen Fruchtbarkeitsgöttern der Wanen (Freia, Froh, Njörd, Gullweig) und denen der kriegerischen Asen ihre jeweiligen Vertreter. Die eingesessene Bevölkerung muss trotz ihrer Unterwerfung noch so stark gewesen sein, dass einige ihrer Götter in den Götterhimmel der Asen aufgenommen wurden. Man muss sich das freilich als einen langsamen Prozess vorstellen, der vermutlich hunderte von Jahren währte.
Ebenso werden auch die Indogermanen die ansässige Bevölkerung nicht auf einen Schlag unterworfen haben, sondern es ist wohl von einem längeren Prozess auszugehen, der schließlich zu einer Verschmelzung beider Bevölkerungsgruppen führte. Was sich also im Mythos des Wanenkriegs blitzschnell abspielte, war vermutlich in Wirklichkeit von längerer Dauer.
Andere Fruchtbarkeitsgötter der Wanen, die sich nicht behaupten konnten, sind vermutlich zu [b]Hexen [/b]oder [b]Dämonen [/b]abgesunken, wie vielleicht die Korn- und Roggenmuhme, Frau Holle usw.
In der Ynglingssage der Edda kaommt das ganze Geschehen gut zum Ausdruck. Der Wanenkrieg bleibt nämlich unentschieden und man tauscht Geiseln aus: Die Asen stellen Hönir und Mimir, die Wanen Njörd und Freyr.
...
Man muss jedoch immer wieder betonen, dass das alles spekulativ und nicht beweisbar ist. Es ist ein hübsches Gedankengebäude und es bleibt jedem überlassen, diese Hypothese als wahrscheinlich oder aber höchst abseitig einzuschätzen.[/quote]
und aus einem anderen Pfad noch folgendes Zitat:
[quote="Paul"]...Selbst die germanische Mythologie deutet die Verschmelzung zweier Völker an, indem die 2 Göttergeschlechter der Asen und Wanen geschildert werden.[/quote] Quelle: http://geschichte-wissen.de/forum/viewtopic.php?p=11514#p11514
Wie Dietrich bereits schrieb, ist die Bedeutung des Wanenkrieges, der in der Edda erwähnt wird, sehr umstritten. Die Edda wurde um 1220 n. Chr. niedergeschrieben, zu einer Zeit, als sich Mythen und auch die Namen der Gottheiten längst sprachliche Veränderungen durchgemacht haben. Seit der (angenommenen) Verschmelzung der angesprochenen Völker sind bis zu diesem Zeitpunkt mindestens 3000-4000 Jahre vergangen. Wieviel in dieser langen Zeit durch die bis dahin ausschließlich mündlichen Erzählungen überliefert war, kann man nur spekulieren.
Ich habe auch einmal von einer weiteren Theorie gelesen, daß es sich beim Wanenkrieg auch um einen sozialen Umwälzungsprozeß gehandelt haben könnte. Dieser fand tatsächlich statt, und zwar in der jüngeren Bronzezeit. Hier entwickelten die Gesellschaften verstärkt hierarchische Strukturen - siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeit_%28Mitteleuropa%29#Sp.C3.A4te_Bronzezeit_.2F_J.C3.BCngere_Bronzezeit
Im Magazin P.M. habe ich gelesen, daß sich dieser Umwälzungsprozeß eine längere Zeit hinzog und sich gewaltsam vollzog. (Ich hab das Heft gesucht, aber leider bisher nicht gefunden.)
Könnte das nicht auch eine mögliche Quelle für den mythologischen Wanenkrieg sein? Ein Krieg arm gegen reich?
In diesem Fall würden wir auch über eine Zeit reden, die nicht ganz so lange Zeit her war, nämlich von 1300 v. Chr. bis 800 v. Chr.
[quote="Dietrich"]Dass Odin als Oberhaupt der Asen schließlich die Wanengöttin Freyja heiratet, zeigt symbolisch die Verschmelzung beider Bevölkerungsschichten, aber auch die Tatsache, dass der unterlegene Bevölkerungsteil weiterhin eine wichtige kulturelle Rolle spielte und sich seine Götter nicht ohne weiteres komlett unterdrücken ließen.[/quote]
Freya war nicht die Frau von Odin, sondern Frigg. richtig ist aber, daß es zu einem mythologischen Ausgleich zwischen Asen und Wanen kam, zum einen mit dem Austausch von Geiseln, wie du richtig schriebst und zum anderen mit der Aufteilung der im Kampf gestorbenen. Eine Hälfte kam zu Odin nach Walhall, die andere Hälfte kam zu Freya.
Die Freya aus der Edda gab es auch nur im nordischen Raum, wärend vom Kontinent eine Göttin namens Frija bekannt ist.